CME und GCH arbeiten an Konkurrenz für LME Nickel Future
Die Chicago Mercantile Exchange plant die Auflegung eines Nickel Terminkontrakts. Dazu will die Börse Abrechnungskurse der britischen Global Commodities Holdings (GCH) nutzen. Der neue Nickel Future könnte den Kontrakt der LME als wichtigsten Standard ablösen – und wird bereits dringend erwartet.
Wir hatten bereits im Januar darüber berichtet: Die Global Commodities Holdings hatte für Ende Februar den Start einer Plattform für den Handel mit physischem Nickel angekündigt. An GCH sind unter anderem die Rohstoffunternehmen Anglo American (WKN: A0MUKL, ISIN: GB00B1XZS820), BHP (WKN: 850524, ISIN: AU000000BHP4), Rio Tinto (WKN: 852147, ISIN: GB0007188757) und Glencore (WKN: A1JAGV, ISIN: JE00B4T3BW64) beteiligt.
Die auf der Plattform entstehenden Nickelpreise will GCH zur Berechnung eines Indexes nutzen. Dieser Index wiederum soll als Basis für einen Nickel Terminkontrakt dienen.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters nun nach eigenen Angaben exklusiv berichtet, wird die CME Kontrakte auflegen und dabei die Abrechnungspreise der GCH Plattform nutzen. Reuters beruft sich auf eine nicht näher genannte Quelle. Dieser zufolge laufen Gespräche zwischen CME und GCH bereits seit Monaten.
Nickel Plattform soll Ende März starten – ohne Spekulanten
Der Start der Plattform ist nun für Ende März geplant. Die Plattform wird ausschließlich Marktteilnehmer mit direkter Beteiligung am physischen Markt zur Verfügung stehen. Fonds, Algo-Marktteilnehmer etc. sind nicht zugelassen – gehören aber durchaus zur Zielgruppe des neuen Futures. Reuters zitiert eine Quelle, der zufolge Fonds und andere Marktteilnehmer mit dem neuen Future "eine weitere, internationale Alternative" hätten.
Im Moment gebe es diese Alternative zum LME Future nicht. Der Markt benötige jedoch einen liquiden Kontrakt. Der Future an der Shanghai Futures Exchange eigne sich nur bedingt, da Marktteilnehmer für den Zugriff mit einem lokalen Unternehmen verbunden sein müssen und der Kontakt außerdem in Yuan abgerechnet wird.
GCH sieht eine Chance gekommen. Der Nickel Kontrakt an der London Metal Exchange (LME) ist nach dem Fiasko im März bei Anlegern in Ungnade gefallen. Volumen und Open Interest entwickeln sich ausgesprochen schwach.
Reuters zufolge lag das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen im LME Nickel Future im Dezember um 45 % unter dem Vorjahreswert. Im September war das Volumen bereits um 40 %, im Oktober um 54 % und im November um 51 % zurückgegangen. Viele Marktteilnehmer – die zum Beispiel physische Geschäfte über die LME absichern – vertrauen den LME Nickelpreisen nicht mehr und sehen darin nicht die Fundamentaldaten des Marktes widergespiegelt.
BHP: Preisfindungsmechanismus für Nickel funktioniert nicht
So konstatierte etwa BHP im kürzlich erschienenen Wirtschafts- und Rohstoffausblick, dass es zwar im Jahr 2021 ein großes Defizit an raffiniertem Nickel gegeben habe und dadurch die Bestände stark zurückgegangen seien. 2022 habe sich jedoch ein aggregierter Überschuss von fast 300 kt gegeben, der sich jedoch nicht in größerem Umfang in den Preisen und den Beständen an der LME widerspiegelte.
BHP konstatiert, dass "der globale Preisfindungsmechanismus für diesen entscheidenden Baustein der Energiewende nicht gut funktioniert." Das Problem bestehe darin, dass die Börse, an der der Benchmarkpreis festgelegt werde (also an der LME) sich weit von dem entfernt habe, was auf dem physischen Clearingmarkt (China) passiere.
Auch die International Nickel Study Group (INSG) geht davon aus, dass der Nickelmarkt im Laufe des Jahres 2022 von einem Defizit in einen Angebotsüberhang gedreht hat. Laut den Berechnungen des INSG lag der Überschuss bei 112.000 t – demnach der größte Überschuss seit 2014. Die LME berichtet derweil über einen Rückgang ihrer Lagerbestände um fast 20 % seit Januar. Der Preis bleibt gemessen am in drei Monaten fälligen Kontrakt mit 25.800 USD pro Tonne hoch.
Derzeit strömt zusätzliches Angebot aus Indonesien auf den Markt. Die indonesische Nickelproduktion stieg laut INSG um 48 % auf 1,58 Millionen t. Dies entspricht fast der Hälfte der weltweiten Produktion. Indonesien will zu einem wichtigen Produzenten für Batteriemetalle werden und legt deshalb großen Wert darauf, dass auch die Weiterverarbeitung gewonnener Rohstoffe im Land stattfindet.