Lithium: Livent geht auf Übernahmejagd in Kanada
Der Lithiumhersteller Livent Corp will in Kanada und anderen Ländern durch Übernahmen bei Produktion und Verarbeitung von Lithium wachsen. Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche starke Quartalszahlen mit einer Gewinnsteigerung um 644 % vorgelegt.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters vor einigen Tagen berichtete, zieht der Lithiumhersteller Livent Corp (WKN: A2N464, ISIN: US53814L1089) Übernahmen in Kanada und weiteren Ländern zum Ausbau seiner Lithiumproduktion in Betracht.
Livent CEO Paul Graves betonte, Kanada sei das Kernstück der Expansionskapazität. Das Unternehmen müsse größer werden, da die Nachfrage nach Lithium aus Bereichen wie Elektromobilität und erneuerbaren Energien steige.
Kanada ist ausgesprochen reich an Batteriemetallen. Lithium gibt es in Manitoba ebenso wie in Quebec, den Northwest Territories und in Ontario. Hier legen Explorations & Entwicklungsgesellschaften wie Patriot Battery Metals (TSXV: PMET, WKN: A3CREZ, ISIN: CA7033R1073), Snow Lake Resources (NASDAQ: LITM, WKN: A3C8D9, ISIN: CA83336J2083), Rock Tech Lithium (TSXV: RCK, WKN: A1XF0V, ISIN: CA77273P2017) oder Foremost Lithium Resource & Technology Ltd. (CSE: FAT, FSE: F0R0, ISIN: CA3455101012) ihren Fokus auf das weiße Gold.
Livent steigert EBITDA um 644 %
Das in Philadelphia ansässige Unternehmen gehört bereits zu den größten Lithiumproduzenten der Welt und sieht Wachstumsmöglichkeiten nun verstärkt in Übernahmen. Im letzten Monat wurde mit Sarah Maryssael der Posten des Chief Strategy Officer neu besetzt. Die Aufgabe: Lithiumdeals auf der ganzen Welt abschließen. Marysssael bei zuvor beim Autobauer Tesla tätig und dort für die Beschaffung wichtiger Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel zuständig.
In der vergangenen Woche hatte Livent Quartalszahlen vorgelegt – die durchaus beeindruckend ausfielen. Der Umsatz im dritten Quartal stieg auf 232 Millionen USD – ein Anstieg um 144 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Gewinn (bereinigtes EBITDA) stieg auf 111 Millionen USD – ein Anstieg um 644 % zum Vorjahr. Für das Gesamtjahr wird ein Umsatz im Bereich von 815-845 Mio. USD erwartet – rund eine Verdopplung gegenüber 2021. Der Jahresgewinn soll im Bereich von 350-370 Mio. USD und damit 418 % über dem Vorjahresniveau liegen.
Anhaltender Nachfrageüberhang bei allen Lithiumprodukten
Im Rahmen der Vorlage der Quartalszahlen informierte Livent auch über die aktuellen Marktbedingungen. Demnach übersteigt die Nachfrage bei allen Lithiumprodukten anhaltend das verfügbare Angebot.
Für die absehbare Zukunft rechnet das Unternehmen mit einem Nachfrageüberhang. Die Lithiumnachfrage werde dabei weder durch steigende Preise noch durch die globalen, makroökonomischen Unsicherheiten beeinflusst. Trotz höherer Importpreise berichteten die Kunden aus der Batterieproduktion über eine hohe Profitabilität.
Außerdem gebe es zunehmend staatliche Unterstützung. Im Quartalsbericht wurde deshalb ausführlich auf die Positionierung des Unternehmens im Kontext des Inflation Reduction Act eingegangen. Mit diesem Gesetz hatte die Biden-Regierung unter anderem verfügt, dass bestimmte Subventionen für Elektroautos die heimische Lieferkette begünstigen sollen. Dabei sollen die Rohstoffe entweder den USA oder eng verbundenen Ländern produziert werden.
Livent sieht sich hier in dieser Hinsicht sehr gut aufgestellt. Das Unternehmen ist einer der wenigen Produzenten von Lithiumhydroxid außerhalb Chinas. In Bessemer City im US-Bundesstaat North Carolina hat das Unternehmen eine Umwandlungsanlage gebaut, die Anfang 2023 in Betrieb gehen soll. In Bécancour in der kanadischen Provinz Quebec befindet sich das Nemaska Projekt, das Ende 2025 die kommerzielle Produktion aufnehmen soll.
Historisch einmaliges Umfeld für Lithiumexplorer
Unternehmen, die im aktuellen Marktumfeld Lithium produzieren, können dieses ohne nennenswerten Vertriebsaufwand zu hohen Preisen am Markt platzieren. Wie gut die Chancen auch für kleinere Unternehmen in diesem Bereich sind, zeigt die angekündigte Einkaufstour von Livent.
In diesem Rahmen könnten Lithiumprojekte in unterschiedlichen Stadien ins Portfolio aufgenommen werden. Viele Lithium Explorer verkaufen ihre Produktion bereits Jahre vor dem Beginn der eigentlichen Förderung an Kunden aus der Automobilindustrie – wie etwa Rock Tech Lithium, das jüngst eine Vereinbarung mit Mercedes Benz abschloss.
Schon jetzt versuchen auch junge Unternehmen, neben der Projektentwicklung dem Lithiumabbau auch die Weiterverarbeitung zu Lithiumhydroxid in die eigene Wertschöpfungskette aufzunehmen. So will etwa Foremost Lithium Resource & Technology Ltd. – das Unternehmen arbeitet an sechs Hartgestein-Lithiumprojekten in der kanadischen Provinz Manitoba -Lithiumoxid gewinnen und anschließend in Lithiumhydroxid umwandeln und die Produktion direkt an Kunden aus den Bereichen E-Mobilität und Batteriespeicher verkaufen.