"Witwatersrand-Gold" in Australien - Geologe rät zu Besonnenheit

„Witwatersrand-Gold“ in Australien - Geologe rät zu Besonnenheit bigstockphoto

Goldgräberstimmung in Western Australia ist an sich nichts Ungewöhnliches. Im vergangenen Sommer jedoch machten Funde Furore: Gold in ungewöhnlicher mineralogischer Ausprägung, wie man es sonst nur aus dem bedeutenden Witwatersrand-Becken in Südafrika kennt. Während Bergbauunternehmen elektrisiert sind, rät der renommierte Geologe Doktor Mike Cunningham von Wirtschaftsinformationsdienstleister SRK Consulting zu Zurückhaltung: Aus wissenschaftlicher Skepsis.

Nachdem in Western Australia in der Region Pilbara ungewöhnliches Goldkonglomerat entdeckt wurde, ist die Erwartung hoch: Das Territorium ist noch wenig erforscht, aber bereits für erstklassige Eisenvorkommen bekannt. Hier nun auf eine vielversprechende und ungewöhnliche Art von Gold zu stoßen, weckt natürlich Hoffnungen. Da aber noch nicht völlig geklärt ist, wie diese spektakuläre Mineralisierung zustande gekommen ist, sind die Vergleiche mit dem Vorkommen in Witwatersrand, im Kaapvaal-Kraton in Südafrika mit Vorsicht zu genießen.

Goldnuggets im Eisenerz

Im Juli vergangenen Jahres hatte das Bergbauunternehmen Novo Resources in der Purdey’s Reward-Lagerstätte bei Explorationen nugget-artiges Gold entdeckt. Novo Ressources, börsennotiert in Kanada, unterhält dort ein Joint Venture mit dem australischen Goldminenbetreiber Artemis Ressources. Der Goldförderbetrieb De Grey Mining entdeckte derweil auf seinem Areal bei Louden’s Patch – nur etwa 100 km entfernt von Purdey’s Reward – ähnliche Nuggets. Das war der Beginn eines Goldrauschs: Im November tummelten sich bereits 25 börsennotierte Unternehmen und Heerscharen kleiner Goldsucher in Pilbara. Ein lohnendes Geschäft für die Bergbaubehörde von Western Australia, die rekordverdächtige 1.896 Schürfgenehmigungen erteilte. Der Hype wurde durch den Verdacht befeuert, dass die Kratone von Pilbara in Australien und Kaapvaal in Südafrika geologisch miteinander verbunden sein könnten. Die südafrikanische Lagerstätte im dortigen Witwatersrand-Becken ist Quelle etwa ein Drittels des bis heute weltweit geförderten Goldes.

Wie kommt "Witwatersrand-Gold" nach Australien?

Doktor Cunningham erklärt: Der nach seiner Herkunft kurz "Wits"-Gold genannte Goldtyp stammt aus vorgeschichtlichen Seifenlagerstätten in groben Sedimenten. Die Verteilung und Qualität des Edelmetalls hängt mit den Sedimentverteilungen zusammen. Die Goldquelle läge demnach im Kaapvaal Kraton und vulkanischen Abläufen dort. Eine alternative Theorie besagt jedoch, dass das Wits-Gold auch hydrothermischer Herkunft sein könnte. Die genaue Entstehung des südafrikanischen Goldvorkommens ist als noch nicht abschließend erforscht. Gold aus Paleo-Seifenlagerstätten wie Witwatersrand unterscheidet sich mineralogisch aber deutlich von den üblichen Goldfunden in Australien. Es gibt zwar Ähnlichkeiten, ebenso aber auch Widersprüchliches beim australischen und südafrikanischen Gold. Das heißt: Eine gemeinsame Quelle kann derzeit weder bestätigt noch widerlegt werden.

Zufall oder Zusammenhang?

Die Goldablagerungen beider Fundorte datieren in ihrer Entstehung vor der sogenannten "Großen Sauerstoffversorgung", einem Ereignis in der Frühgeschichte der Erde. Die Ablagerung von Gold hängt eng mit der Ablagerung von graphitischem Kohlenstoff, Pyrit und Uranit unter sauerstoffarmen Bedingungen in der Atmosphäre ab. In diesem Umstand besteht eine signifikante Gemeinsamkeit zwischen beiden Lagerstätten.

Ein Widerspruch ist jedoch das Vorkommen des nugget-artigen Goldes in verschiedenen geologischen Schichten. Demnach liegt das australische Gold in einer Gesteinsschicht, die jünger ist als die entsprechende Tiefenlage in Südafrika: Ein Hinweis darauf, dass das Pilbara-Gold später entstanden ist als das Wits-Gold. Nur in einem kleinen Gebiet in der Pilbara – im Lalla-Rookh-Becken – ist "Wits-artiges"Gold in einer Formation ähnlichen Alters gefunden wurden. Die Gesteinsbruchstücke der Vorkommen in Südafrika enthalten zudem vorwiegend silikatisches Material und gelten an der Hauptmineralisierung als ausgereift. Bruchstücke in Konglomeraten sind jedoch in der Regel ein Hinweis auf eine unreife Schichtfolge.

Zwei Unternehmen sondieren die Lage

Zwischenzeitlich hat sich der Run auf das Pilbara-Becken wieder etwas beruhigt. Die Erkundungsarbeiten in Pilbara sind noch in einem Stadium, in dem Probeentnahmen benötigt werden. Die Arbeiten für Studien zu Verarbeitung oder Abbau sind allerdings zurzeit nur eingeschränkt möglich. Novo Ressources veröffentlichte im November eher glanzlose Bohrergebnisse. Exploriert und investiert wird aber nach wie vor. Einer der hoffnungsvollen Akteure ist Kairos Minerals aus Perth. Das Unternehmen hatte erst im vergangenen Oktober 7 Millionen AUD in die Erweiterung seines Forschungsprogramms investiert.

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Kairos Minerals mit "vielversprechenden Aussichten"

Im Pilbara hält Kairos ein Schürfrecht auf 1.158 km², mit vielversprechenden Aussichten auf Goldfunde im Konglomerat. Der Unternehmensfokus liegt bei Kairos zwar weiterhin auf den Projekten in Mount York (in New South West Wales, Australien) und Roe Hills (Western Australia), wo Gold beziehungsweise Lithium gefördert wird. Nachdem Kairos bei seinem Mount Croydon-Projekt in Pilbara mit Priorität Sektoren identifiziert hatte, sind nun die Explorationsarbeiten und Aufklärungskartierungen abgeschlossen, inklusive Sediment-, Boden- und Gesteinsproben. Die Proben aus den Flusssedimenten hätten besonders hohe Gehalte gehabt. Man sei, so Kairos-Vorsitzender und Geschäftsführer Terry Topping, zu "äußerst ermutigenden Resultaten" gelangt.

Gesteinsproben vom Abraum

Währenddessen konzipiert das ebenfalls australische Unternehmen De Grey ein kurzfristiges und risikoarmes Projekt mit dem Förderziel von 1,2 Millionen Unzen. Eine Machbarkeitsstudie ist in Arbeit. Auf drei Zielgebiete ist De Grey fokussiert, darunter den ursprünglichen Fundort Louden’s Patch – dort laufen bereits Großprobenentnahmen – sowie die Jarrett Well und Steel Well-Lagerstätten. Die Resultate seien sehr unterschiedlich ausgefallen und die Messergebnisse nur schwer wiederholbar und damit als repräsentative Stichprobe ungeeignet gewesen. Andy Beckwith, technischer Direktor und Betriebsleiter bei De Grey gesteht ein, dass das Projekt unter dem "Nugget-Effekt" gelitten habe, den auch Doktor Cunningham als problematisch ansieht und der durch "unkonventionelle Probenentnahmen" überwunden werden müsse.

De Grey teste eine solche unkonventionelle Methode und entschärfte Schwierigkeiten, indem man 15-Kilogramm-Proben aus den Zielgebieten sammelte sowie kurzerhand eine 100-Kilogramm-Probe aus der Abraumhalde der vorangehenden Arbeiten bei Louden’s Patch nutzte. Gesiebt und durch eine Konzentratorschleuse verarbeitet, wurden sichtbare Goldpartikel herausgestellt.

Damit kann und soll zwar zunächst kein analytisches und qualitatives Ergebnis geliefert werden. Die Techniker bei De Grey sind aber der Ansicht, dass eine konsequente Weiterführung dieser Methode mit der Zeit zu einer verlässlichen Lösung führt. Die nächsten Arbeitsschritte bei De Grey sehen Kartierungen, Sedimentproben und den Einsatz von Metalldetektoren längs des verbleibenden 12-Kilometer Zielgebietes und anderer Bereiche vor.

Zukunftsperspektive für Goldsucher

In der Region Pilbara wird seit mehr als hundert Jahren Gold entdeckt und abgebaut. Doktor Cunningham weist darauf hin, dass, auch wenn die bisherigen Funde dort nicht auf dem Niveau von Witwatersrand oder ähnlichen alten Goldlagerstätten sind, auf den nun in den Fokus gerückten Pilbara-Lagerstätten bislang nur wenige Explorationen gelaufen sind. Sowohl De Grey als auch Kairos Minerals befinden sich mit ihren Projekten noch in einem so frühen Stadium, dass noch keine seriöse Voraussage zum Erfolgspotential möglich ist. Immerhin: Vorsichtiger Optimismus ist angesagt. SRK wird die Ergebnisse der Explorationsunternehmen analysieren um das Verständnis für das mysteriöse Out-Of-Place -Gold zu verbessern. Angesichts zukünftiger Abbauszenarios sei angesichts der Schichtenkunde der mögliche Abbau von Gold in Pilbara eher in Tagebau oder oberflächennah wahrscheinlich – die Minen in Witwatersrand sind kilometertief.