LG Chem und Huayou Cobalt schaffen neue Verhältnisse am Batteriemarkt für Elektromobile
Bewegung im Kathoden-Business: Das südkoreanische Chemieunternehmen LG Chem, wichtiger Player im Batteriemarkt, und der chinesische Kobalt-Zulieferer Huayou Cobalt kündigten die Errichtung zweier Anlagen an. Diese werden maßgeblichen Einflussauf den weiteren Kurs der Kathodenproduktion in der Lithium-Ionen-Industrie nehmen. Der Branchenfachdienst Benchmark Mineral Intelligence berichtete über den spektakulären Deal.
Demnach sollen in den kommenden anderthalb Jahren in China eine Lithium-Ionen-Vorläuferanlage und eine Kathodenanlage, jeweils mit einer jährlichen Output-Kapazität von zunächst 40.000 Tonnen entstehen. Der Plan sieht vor, beide Anlagen zu einer Kapazitäten-Erweiterung auf bis zu 100.000 Tonnen auszulegen. Eine direkte Übereinkunft zwischen einem Rohstoffförderer und einem Hersteller des Endprodukts ist in dieser Größenordnung derzeit weltweit beispiellos. Auch finanziell setzt der chinesisch-koreanische Deal neue Maßstäbe: Die Investition beträgt insgesamt 440 Millionen USD.
Joint Venture-Konstrukt als operativer Plan
Das Vorhaben der asiatischen Partner beinhaltet die Gründung zweier separat geführter Joint-Venture-Unternehmen in China: Huajin New Energy Material Co., Ltd mit Sitz in Quzhou und Leyou New Energy Material Co., Ltd. in Wuxi. Für das Joint Venture gründete die chinesische Huayou eigens die Tochtergesellschaft Huayou New Energy Technology Co. Ltd., die die unmittelbare Geschäftskontakte mit LG Chem in Seoul hält.
Das Joint-Venture-Unternehmen Huajin befindet sich mit 51prozentiger Mehrheit im chinesischen Besitz, den Rest halten die Koreaner bei LG Chem. Dort soll es zu einem anfänglichen Produktionsoutput von 40.000 Tonnen Lithium-Ionen-Vorläufer kommen. Beim zweiten Joint Venture Partner, Leyou, verhält es sich genau umgekehrt: Hier hält LG Chem die 51-Prozent-Mehrheit. In Wuxi sollen Lithium-Ionen-Batteriekathoden in gleichem Mengenausstoß gefertigt werden.
Technik mit offenen Optionen
Beide Anlagen sollen auf die Produktion von Nickel-Kobalt Mangan (NCM) beziehungsweise Nickel-Kobalt-Aluminium (NCA) ausgerichtet sein sollen. Ob jedoch letztlich die Produktion von NCM und NCA erfolgen soll, ist noch nicht endgültig entschieden. LG Chem ist allerdings bereits jetzt ein sehr wichtiger Hersteller für Nickel-Kobalt-Mangan-Batterien und ein bedeutender Lieferant für General Motors, Chevrolets Bolt und Volt EV. Das Material liefert ein Lithium-Ionen-Werk in Holland im US-Bundesstaat Michigan, eine von 30 Lithium-Ionen-Mega-Fabriken, die Benchmark Mineral Intelligence auf dem Schirm hat. Das Werk hat eine Kapazität von 3GW/ Stunde und will diese innerhalb der kommenden zwei Jahre verdoppeln.
Ein Megadeal setzt Maßstäbe
Ein Größenvergleich illustriert das Ausmaß des Deals. Demnach war im vergangenen Jahr Umicore (Firmensitz in Brüssel) der weltweit größte Kathodenhersteller mit einem Output von 24.000 Tonnen Material. Die hochgesteckten Ziele in Asien zeigen, welches Potenzial in der Nachfrage an Batterien für die Elektromobilität liegt. Produzierende Unternehmen wie LG Chem sind allerdings zunehmend darauf angewiesen, zuverlässige Rohstoffquellen zu erschließen und Kontakte zu Lieferanten so zu verfestigen, dass Investitionen getätigt werden, um unmittelbar in die Wertschöpfungskette einsteigen zu können. Ein solcher Ausbau innerhalb der Lieferkette bestätigt die Nachfrageprognose an Rohstoffen für Lithium-Ionen-Batterien, aber auch die Befürchtungen, dass die Kathodenhersteller nicht oder nicht schnell genug expandieren können.
Joint Ventures als Zukunftstrend
Unklar war bislang, wie die Industrie die Erweiterung ihrer Kapazitäten finanzieren kann. Kreative Joint Venture Lösungen wären eine der Möglichkeiten, um das Problem zu lösen: Beide Seiten teilen das Risiko unter sich auf und liefern sich gegenseitig wettbewerbsfähige Preise für die verarbeiteten Produkte. Die asiatische Joint-Venture-Konstellation ermöglicht es den Vertragspartnern, die komplette Wertschöpfungskette von der Produktion in China durch Huayou bis hin zu den marktfertigen Zellen an den LG Chem Standorten in Südkorea, China, Polen und den USA zu kontrollieren.