Ein Tag im Leben eines Rohstoffhändlers
Sogar die Schweizer Landesregierung deckte den Mann. Dennoch war Marc Rich nicht sicher. Er fürchtete eine Entführung des amerikanischen Geheimdienstes. Schlussendlich war er auf der "Most Wanted"-Liste des FBI. Mit dem 20. Januar 2001 konnte Rich aber wieder ein "normales Leben" aufnehmen. Marc Rich, ein berühmt berüchtigter Rohstoffhändler, wurde von Bill Clinton, dem damaligen US-Präsidenten, begnadigt. Plötzlich waren die Anklagepunkte (Steuerhinterziehung, Handel mit dem Feind und Ölpreismanipulationen) nicht mehr existent. Die Gefahr, dass Rich für 325 Jahre ins Gefängnis musste, war somit nicht mehr gegeben. 1983 wurde die Anklage gefasst, 2001 folgte die Begnadigung. 18 Jahre lebte der Rohstoffhändler in Angst. Wer sich für den Beruf des Rohstoffhändlers interessiert, wird mit Sicherheit kein so spannendes Leben wie Rich haben, jedoch durchaus Situationen erleben, die der gewöhnliche Bürojob nicht bieten kann.

In Genf kann der Rohstoffhandel studiert werden
Bodyguards, unterirdische Gänge zum Lieblings-Italiener und gesucht vom amerikanischen Geheimdienst – sieht so der alltägliche Tag eines Rohstoffhändlers aus? Nein. Auch wenn Rohstoffhändler einem interessanten Investment nachgehen, so ist ihr Leben keinesfalls so spannend, dass es mitunter verfilmt werden könnte. Doch spannend ist es dennoch – sonst würden sich nicht immer mehr Menschen für einen Job in der Branche interessieren und den dementsprechenden Studienlehrgang in Genf besuchen. Montag bis Donnerstag arbeiten die Studierenden mit Genfer Unternehmen zusammen, die sich mit dem Rohstoffhandel befassen. Freitag pauken die Studierenden dann an der Universität und bereiten sich auf Tests und Vorträge vor. In der Schweiz gibt es zahlreiche Rohstoffhändler; schlussendlich ist die Rohstoffindustrie der Wirtschaftsriese des Landes.
Rohstoffhändler sind Teamplayer
Es ist keine Überraschung, dass der Schweizer in Genf einem Rohstoffhandel-Studium nachgehen kann. Genf ist heute die internationale Drehscheibe der Industrie. Die Region entwickelte sich zum Branchencluster. Heute gibt es in Genf zahlreiche Rohstoffhandelsfirmen, Schiffsreedereien, Banken und auch Warenprüfungsfirmen. 2008 setzten sich die Uni Genf und der Branchenverband STS an den Tisch und entwickelte ein Master-Studium mit vier Semestern. Der Andrang ist gewaltig. Doch nur ein Fünftel der Bewerber wird am Ende auch aufgenommen. Somit gibt es gerade einmal Platz für maximal 31 Stunden. 50 Prozent kommen direkt aus der Schweiz, die anderen 50 Prozent kommen aus Russland, Spanien, Bulgarien oder China. Es ist daher keine Überraschung, dass in den Pausen ausschließlich die englische Sprache zu hören ist. In den Pausen wird übrigens viel miteinander gesprochen. Rohstoffhändler sind nämlich Teamplayer. Nur dann, wenn der Rohstoffhändler ein Team mit den besten Köpfen aufbaut, wird er am Ende auch erfolgreich sein. Das ist wohl auch der Grund, warum es sich um ein extrem breitgefächertes Studium handelt. Ob Analyse, Risikomanagement oder auch Logistik – im Rahmen des Studiums werden zahlreiche Bereiche abgedeckt, sodass am Ende ein erfolgreiches Team gebildet werden kann.
Ein besonders interessanter Job
Doch warum interessieren sich die jungen Menschen für den Rohstoffhandel? Es ist wohl die Abwechslung, das ständige Beobachten und auch das große Geld – Gründe, die am Ende die jungen Menschen überzeugen. Schlussendlich arbeitet der Rohstoffhändler auch nicht alleine – er ist kein Einzelplayer. Der Rohstoffhändler arbeitet mit Risikomanagern, Forex, Marktanalysten, Schifffahrtsverantwortlichen und Logistikern zusammen. Am Ende entsteht ein Team, das heikle Verträge ausarbeitet und hohe Summen investiert. Es ist die Team-Arbeit, die am Ende der Erfolg ausmacht oder für die Niederlage verantwortlich ist. Nur dann, wenn sich der Rohstoffhändler mit den besten Köpfen umgibt, wird er am Ende hohe Gewinne verbuchen können. Ob es in Berlin bald spezialisierte Studiengänge geben kann, kann momentan noch nicht gesagt werden.
Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne von https://www.ig.com/de. Der Inhalt der Kolumne wird von Miningscout nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der Miningscout-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von Miningscout ausdrücklich ausgeschlossen!