Goldpreisabsturz – wie geht es jetzt weiter?
Es galt ein paar Tage abzuwarten bis sich das eine oder andere Argument dafür finden ließ. Den Absturz des Goldpreises kurz nach der Wahl Donald Trumps durch reine Spekulationen erklären zu wollen, hielt ich für unangebracht. Denn die Entwicklung war für den gesamten Markt irritierend, denn man hatte eigentlich im Falle der Wahl Trumps zum Präsidenten eher mit einem Höhenflug der Edelmetalle gerechnet. Und genau das Gegenteil ist nach einem kurzen Ausbruch nach oben eingetreten.
Doch ein Argument, das nun bereits mehrfach auf der Bildfläche erschien, dürfte die Märkte dennoch stark beeinflusst zu haben. Für mich aus vielen Deutungsversuchen noch das Plausibelste. Ging man ursprünglich von einer durch Trump verursachten Verunsicherung in weiten Teilen der Märkte aus, so wurde in den letzten Tagen bekannt, dass sich der kommende Präsident mit starken Leuten aus der Wall-Street und Goldman Sachs als Berater umgibt. Dies kann durchaus als Ursache dafür gelten dass die Mehrheit nun an Programme glaubt, die der Wirtschaft zu Gute kommen werden. Die Folge daraus haben wir gesehen: ein rasanter Anstieg an der Wall Street. Ein Blick auf die Kursentwicklung des Dow Jones dürfte dies klar machen.
Quelle: godmode-trader.de
Im gleichen Zeitraum brach das Edelmetall um rd. USD 80 je Unze ein. Ein typisches Zeichen, das wir schon von früher kennen. Starke Aktienbörsen sind schlecht für einen prosperierenden Edelmetallkurs. Ein parallel dazu erstarkter US-Dollar tut sein Übriges dazu. Und nun sehen wir erneut ein solches Szenario:
Quelle: godmode-trader.de
Die Frage, die sich jetzt vorrangig stellt ist, wie es weitergehen könnte. Werden weiterhin über steigende Aktiennotierungen die Preise der Edelmetalle unter Druck stehen? Wird dies zum neuen "Normal", oder wird die vorherrschende Euphorie bald wieder weichen und sowohl Aktienkurse wie Edelmetallwerte wieder in ruhigere Gewässer führen? So ganz endgültig kann man die aktuelle Situation noch nicht beurteilen, denn schwindendes Vertrauen in die Edelmetalle verbunden mit einer weiterhin vorherrschenden Euphorie an den Aktienmärkten kann durchaus auch weiterhin Druck auf die Edelmetalle aufbauen. Was dann zur Folge hätte, dass die Notierungen auch über einen weiteren, womöglich längeren Zeitraum stagnieren bis leicht nachgeben könnten. Solange, bis der "Trump-Effekt" schwindet, bzw. konkrete Pläne des neuen Präsidenten auf den Tisch gelangen.
Vom Grundsätzlichen spricht so ziemlich alles für die Edelmetalle, wie es auch bereits vor dieser Situation der Fall war. Extrem überhitzte Börsen, befeuert über Aktienrückkäufe durch billiges Geld, sind auch nach der Wahl Trumps zum Präsidenten eine Blase, die nun gefährlich nahe dem Platzen steht. Dies, da die Erträge der gelisteten Unternehmen rückläufig sind und parallel dazu auch die Volumina an den Börsen relativ schwach sind und gar nicht gesunden aufstrebenden Börsen entsprechen. Alleine aus dieser Sicht hat sich für Gold und Silber nichts zum Schlechteren verändert, auch wenn die bereits notwendige Korrektur nach dem kräftigen Anstieg nun heftiger als erwartet ausgefallen ist.
Natürlich kann nun in dieser gedrückten Stimmung eine Erholung der Edelmetallpreise noch etwas dauern und, wie viele Analystenkollegen meinen, durchaus bis ins erste Quartal 2017 seitwärts laufende Kurse bescheren. Doch am generell bullishen Szenario für die Edelmetalle hält man allerorts fest und rechnet damit, dass auch am amerikanischen Markt wieder Ernüchterung und Normalisierung eintreten wird. Auch wenn es tatsächlich noch gegen Jahresende zu einer leichten Zinssatzerhöhung durch den FED kommen sollte.
Interessant wird sein, die Entwicklung der ETFs Ende November zu beobachten, da diese mit An- bzw. Verkäufen sensibel auf Marktveränderungen reagieren. Große Verkaufsaufträge aus diesem Bereich könnten weiter den Druck auf die Edelmetalle aufbauen. Bis Ende Oktober war jedoch davon noch nichts zu erkennen. Mit 75,9 Mio. Unzen, oder 2.361,4 Tonnen an physischem Metallbestand per Oktober 2016 verzeichnete das World Gold Council den 10. Monat in Folge mit Zuflüssen. Ob diese starke und auch preisbildende Anlageklasse starke Verkäufe im November 2016 durchgeführt hat wird erst im Dezember veröffentlicht werden. Sollten sie es nicht getan haben, so wäre dies ein weiteres deutliches Zeichen für ein Glauben an das Edelmetall und könnte eine frühere Erholung nach sich ziehen.
Für eine endgültig definierte Richtung der Edelmetallkurse in den kommenden Monaten ist es noch zu früh, doch die Seitwärtsbewegung bis über den Jahreswechsel mit anschließender Erholung und Ausbildung neuer Hochs über der USD 1.300,- Marke als Basis für die Fortsetzung des Bullentrends wird von so gut wie allen Experten als höchstwahrscheinlich erachtet. Dass der "Trump-Effekt" dauerhaft durch mannigfaltige und die Wirtschaft nachhaltig belebende Reformen und Programme bestehen bleibt, daran glauben nur die allerwenigsten Experten.