Goldminenaktien: wohin geht jetzt die Reise?

Goldminenaktien: wohin geht jetzt die Reise?

Der Start ins erste Halbjahr 2016 war für Goldminenaktien geradezu sensationell. Bis zu 700 % schossen die Notierungen vieler Unternehmen in die Höhe. Seitdem die Kurse seit Sommerbeginn jedoch wieder zunehmend rückläufig sind, erreichen uns immer mehr Leserzuschriften mit der Frage, wie sich der Markt weiterentwickeln wird. Behalten, verkaufen, aufstocken? Es ist verständlich, dass viele Investoren besorgt sind, vor allem, wenn man das Trauerspiel der letzten 5 Jahre hautnah miterlebt hat.

Nun, der mögliche Weg ist ohne das Zusammenführen mehrerer Faktoren nicht leicht erkennbar. Man muss sich vorab erst einmal die Frage stellen, welche Argumente für oder gegen einen weiter steigenden Goldpreis sprechen. Schließlich leiten sich daraus die Gewinne der Unternehmen und deren Kurspotential an den Börsen ab.

Unsere Redaktion bekam in den letzten Wochen enorm viele Berichte von internationalen Analysten in denen vor überhitzten Kursen der Goldminenaktien gewarnt wird. Auch der Goldpreis solle wieder einbrechen. Es wird überwiegend ein düsteres Szenario für die kommenden Monate gezeichnet. Versuchen wir mal, der Sache auf den Grund zu gehen, denn es steckt zwar in jeder Analystenaussage immer ein Körnchen Wahrheit, aber es muss nicht zwangsläufig etwas Schlechtes bedeuten.

Börsenbriefschreiber Danny Deadlock von Microcap.com schreibt z.B. in einem Artikel auf LinkedIn, dass die Unze Gold in den Reserven, die ein Unternehmen hat, derzeit annähernd so teuer über den Aktienkurs gehandelt wird, wie im Jahre 2011, als der Goldpreis noch um 1900 USD notierte. Und das würde künftig bei den aus seiner Sicht aktuell überhitzten Werten auf stark fallende Kursnotierungen hinweisen.

In mir vorliegenden Statistiken aus den Jahren 2010 und 2011 waren Werte (ermittelt aus den Erlösen bei Firmenübernahmen) von bis zu USD 200,- je Unze im Boden Durchschnitt, und nicht, wie es der Autor beschreibt Höchstwerte. Nicht nur für die Reserven, sondern für jede angezeigte Ressource. Reserven wurden damals mit über USD 350,- je Unze gehandelt, auch wenn das Unternehmen noch gar nicht in Produktion war. Davon sind wir heute noch meilenweit entfernt. Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, werden Assets mit Ressourcen noch immer mit weit weniger Kaufpreis als damals je Unze übernommen. Vor allem in Australien ist auffällig, das zwar zum Teil der Kaufpreis der Liegenschaft, bezogen auf die Ressource, hoch erscheint, aber wenn eine fast betriebsbereite Produktionsstätte samt Infrastruktur vorhanden ist, so relativieren sich die Zahlen wieder.

Aber zwei verschiedene Ären miteinander zu vergleichen, wie es einige Analysten aber dennoch machen, kann nur zu falschen Schlüssen führen. Noch dazu, wenn man, wie die meisten westlichen Analysten im Goldminensektor ausschließlich die kanadische TSX und TSX-V heranzieht und dabei keinen Gedanken an die Parallelbörse Australien verschwendet. Daher mahne ich bei Leseranfragen dazu immer zur Vorsicht, da diese sehr einseitig gefärbten Analysen zumeist nicht wirklich aussagekräftig sind. Persönlich nutze ich für den Überblick ausschließlich Analystenberichte, die beide Börsen, also sowohl die kanadische als auch die australische beleuchten. Da steckt einfach mehr Glaubwürdigkeit dahinter.

Generell stehen in heutiger Zeit die produzierenden, aber auch die Entwickler, auf wesentlich gesünderen Beinen als noch vor 5-6 Jahren. So gut wie alle haben ihre Hausaufgaben gemacht, Kosteneinsparungsprogramme und Portfoliobereinigungen durchgeführt, sodass schon alleine daraus der innere Wert der Unternehmen anders zu bewerten ist als damals. Kaum ein Unternehmen konnte seiner Zeit Erlöse von 500,- AUD/CAD und oft weit mehr je Unze vorweisen, zu hoch waren die Gesamtkosten auf Basis von AISC (all in sustaining costs), weswegen sie überwiegend auch gar nicht dokumentiert wurden.

So gut wie alle Unternehmen konzentrieren sich heutzutage auf das oder die Hauptprojekt/e. Das Verschwenden von Kapital für aufgeblähte Nebenprojekte, weil man ja besser ist je mehr Projekte man besitzt, findet man heute so gut wie nicht mehr. Daher ist es wichtig zu beachten, was bei einem Produzenten unter dem Strich netto an Erlösen zu verbuchen ist. Und das ist überwiegend weit mehr als in der Hochblüte des Goldpreises. Natürlich auch beeinflusst von einem starken US-Dollar und den schwachen Währungen des australischen und kanadischen Dollar. Setzt man folglich den heutigen Unzenwert in den Reserven in Relation zum Produktionserlös je Unze Gold, dann sieht man, dass hier noch genügend Potential schlummert, auch wenn der Goldpreis weiter auf aktuellem Niveau verharren sollte.

Der Blick auf den aktuellen Goldpreis kann lt. Meinung vieler Analysten Zwiespalt auslösen. Die Chartanalysten, denen Indikatoren wie Stochastik und gleitende Durchschnitte wie ein heiliger Gral die Erkenntnisse liefern, haben auch nur einen Teil der Wahrheit für sich gepachtet. Denn kein Chart zeigt das Sentiment am Markt, berücksichtigt die saisonalen Momente wie Hochzeiten in Indien, oder kommende Marktereignisse. Und doch schrecken viele Analysten nicht davor zurück, Gold entweder in den Himmel zu loben, oder zum erneuten Tiefflug zu verdammen.

Ich bin der Meinung, dass die Wahrheit am ehesten im aktuell laufenden Trend zu sehen ist. Klar, Rücksetzer kann und muss es immer geben, und manche können tatsächlich schmerzhaft ausfallen, aber die Rahmenbedingungen wie finanzpolitische Situation, überhitzte Aktienbörse in den USA, beginnender Vertrauensverlust vieler Bürger in das Reparaturvermögen der Politik, Käufe der Staatsbanken und vieles mehr deuten aus meiner Sicht auf nachhaltige Stärkung der Goldnotierungen hin, was auf einen weiter positiv laufenden Goldtrend schließen lässt.

Ich bin, wie viele bereits wissen, kein Verfechter der reinen Charttechnik, sondern versuche mich auf den Überblick zu verlassen, der mir durch das Lesen unzähliger Recherchen, Statistiken, Analystenberichte und Weltnachrichten folgendes Bild in den Kopf setzt:

Als Anleger sehe ich in der nächsten Zeit keine großartigen Einbrüche oder Ausbrüche bei Gold und somit auch nicht bei den Goldminenaktien, denn dazu würde es extreme Ereignisse benötigen. Die sehe ich, entgegen der meisten Analysten nicht zwingend auf uns zukommen. Natürlich schwebt über die weitere Entwicklung des Goldpreises das Schicksal der US-Währung, der amerikanischen Aktienbörsen und der unsäglichen Geldvermehrung der Welt. Doch mal ehrlich, wie einige Marktexperten auch, so sehe ich in allernächster Zeit kein Anzeichen, dass sich die US-Finanzpolitik von ihrer spendablen Seite abwendet. Und wenn man sieht wie lange bereits Japan mit einer extremen Überschuldung leben kann, so braucht man nicht erwarten, dass die USA in Anbetracht ihrer Überschuldung in die Knie gehen könnte. Egal ob nun 19.000 Milliarden Schulden, oder wie vorausberechnet fürs Jahr 2021 rd. 23.000 Milliarden Schulden die USA belasten, es wird sich nach außen nicht viel ändern. Die Zeche dafür wird sicher irgendwann mal zu bezahlen sein, aber weder heute noch morgen. Solange die Aktienbörsen immer wieder durch frisches Kapital genährt werden, solange gilt auch diese Anlageklasse als Klassenprimus. Von außen her, so sehe ich es zumindest, scheint sich noch keine dramatische Änderung abzuzeichnen, die das Edelmetall als Alternative gen Himmel treiben könnte. Zuviel billiges Kapital wandert in die Aktienbörsen. Anleihen und so gut wie keine Zinserträge lassen allerdings derzeit auch nicht viele Alternativen aufkommen.

Erst wenn aufgrund relevanter Vorkommnisse politischer oder finanzpolitischer Art die Aktienmärkte einen signifikanten Rückzug antreten, erst dann wird auf breiter Front Gold verstärkt Zuspruch erhalten. Bis dahin sehe ich persönlich den aktuellen Trend als richtungsweisend. Starke Investoren wie ETFs, Staatsbanken und die Juwelierbranche dominieren das Marktbild und deuten darauf hin, dass sich Gold aus der Sommerflaute, Korrektur, oder wie immer sie es nennen wollen, über den Herbst wieder in den intakten Aufwärtstrend einreihen sollte.

Da ich aktuell weder ein Crashszenario der Börsen erwarte, so sehr es auch bereits von vielen Analysten heraufbeschworen wird, so sollten sowohl der Goldpreis, aber vor allem die Goldminenaktien, im Herbst weiter an Boden gewinnen. Einzig starke Manipulationen des Goldmarktes vonseiten der üblichen Verdächtigen könnten kurzfristig ein negatives Sentiment erzeugen. Doch wie zuletzt mehrfach beobachtet, sind die Bullen auf Sicht stärker als die Störenfriede, deren gedrückte Kurse zumeist rasch von der Käuferseite wieder kompensiert werden konnten.

Was kann ich unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Je nach Anlagestrategie sehe ich es nie als verkehrt an, wenn man nach gewaltigen Kurgewinnen durch Teilverkäufe seinen Einsatz wieder herausnimmt. Sicher ist sicher. Durch die laufende Korrektur in Verkaufspanik zu fallen und alles glatt zu stellen, dafür sehe ich keine Veranlassung. Verkaufen und später bei wesentlich besseren Kursen erneut einzusteigen ist zwar grundsätzlich eine gute Strategie, aber dazu müssten verstärkt Anzeichen vorhanden sein, dass die Korrektur des Goldpreises und der Goldminenaktien noch starkes Abwärtspotential erkennen lässt. Das halte ich aber aus persönlicher Ansicht für überbewertet. Ich tendiere eher zu den vielen soliden und weltweit agierenden Bankanalysten, die das Marktsentiment und andere weltweite Faktoren in deren Analysen einfließen lassen, und die davon ausgehen, dass zumindest bis ins erste Halbjahr 2017 Gold weiter auf seinem steigenden Trend verlaufen sollte. Das bedeutet auch für die Goldminenaktien weiteres Potential für steigende Notierungen. Aus meiner persönlichen Sicht sollte die gestartete Reise des Edelmetalls und der Goldminenaktien langsam aber weiter kontinuierlich gen Norden laufen und uns noch gute Erlöse bescheren.

Herzlichst,

Matula Erwin