Palladium: keine Teilnahme an der Edelmetallrallye
So erfreulich der aktuelle Trend bei Gold und Silber auch ist, so enttäuschend verläuft die Saison bei Palladium. Dabei hatte man für dieses Jahr eine ähnliche Entwicklung wie 2015 erwartet. Man ging von einer steigenden Bedarfsmenge beim Automobilbau aus und einem Zufluss bei den ETFs, wenn die Edelmetalle wieder anziehen. Doch nichts davon ist bislang eingetroffen, wie das nachfolgende Kursbild zeigt.
Palladium, weitestgehend als Industriemetall verwendet, hat sich zwar gegenüber Gold und Silber in den letzten Jahren recht gut behauptet, verweigert aber derzeit vehement einen gleichlaufenden Anstieg mit den anderen Edelmetallen. Der bis heute zu verzeichnende 5%ige Anstieg auf USD 582,30 (17.5.2016) ist kein Vergleich zu den rd. 17% bei Gold. Die Frage, die sich nun stellt ist: warum zieht Palladium nicht mit?
Ein Grund ist, dass die ETFs, die kräftig bei Gold und Silber einkauften, Palladium überhaupt nicht auf ihrem Zettel hatten. "Es ist Besorgnis erregend, Palladium hat für einige Zeit bullische Signale generiert und wir haben gespannt auf die weitere Entwicklung geachtet. Doch die Nachfrage am Markt fiel von rd. 3 Mio. Unzen im Jahr 2015 auf geschätzte rd. 2,2 Mio. Unzen für das heurige Jahr und hat so einiges an Fantasie wieder zunichte gemacht."meint Carsten Meneke, Analyst bei Julius Baer.
Die Gold-ETFs haben ihr stärkstes erstes Quartal seit 2010 hinter sich, die globalen Palladium ETFs verzeichnen hingegen Abflüsse. Die meisten Palladium-ETFs wurden 2014, speziell in Johannesburg (Südafrika) gegründet und leiden massiv unter den fallenden Palladiumpreisen, aber auch durch die Abwertung der südafrikanischen Währung. So gesehen ist es kein Wunder wenn sie derzeit nicht bereit sind erneut aufzustocken.
"Wenn die Preise weit genug gefallen sind", so Nikos Kavalis, Analyst bei Metals Focus, "muss man die Positionen schließen und die Verluste realisieren. Und eine Menge dieser Positionen wurden aufgebaut als die Preise noch wesentlich höher standen."
Rd. 1 Mio. Unzen flossen 2014 in die Palladium ETFs, als neue afrikanische ETFs gegründet wurden. Mit diesen nun negativen Kursentwicklungen fällt ein wesentlicher Marktanteil weg, denn jetzt lagern nur mehr rd. 750.000 Unzen in diesen ETFs und es zeigt sich keine Trendwende, wodurch erneute Käufe auch in näherer Zukunft ausbleiben sollten.
Analyst Tom Kendall von der ICBC Standard Bank sieht die Situation folgendermaßen: "Weder Platin noch Palladium haben bislang genügend fundamentale Argumente erkennen lassen um die Preise steigen zu lassen. Erst ein Ansteigen der fundamentalen Basis, also einer fortgesetzten Restrukturierung auf der Angebotsseite, Wachstum in der Nachfrage oder ein fortgesetzter genereller Enthusiasmus auf der Investorenseite ist notwendig um steigende Preise erwarten zu können."
Doch dies ist derzeit nicht erkennbar, womit sich die Fachwelt ziemlich einig darin ist, dass auch 2016 für Palladium eine eher gedrückte Marktsituation vorherrschen wird. Schade eigentlich, denn Palladium ist ein kleiner Markt, wo durch die damit verbundene Volatilität bei Trendwenden große Ausschläge verzeichnet werden können. Doch wenn sich dieser wertvolle Rohstoff heuer nicht am derzeitigen Aufwärtstrend beteiligt, so muss man mit Geduld auf das Jahresende warten um dann erneut die Situation zu betrachten. Vielleicht verbessert sich bis dahin die Situation fundamental und Palladium kehrt nach langer Zeit wieder in die Reihe der guten Anlagemetalle zurück.