Lithium: ein Boom ohne Ende?

Lithium: ein Boom ohne Ende?

Egal welches Medium man heute durchblättert, Lithium wird überall als "der" Moderohstoff in den Himmel gehoben und man schwärmt von einem neuen Zeitalter, das erst am Anfang steht. Logisch erscheint daher auch für viele, an diesem gewinnträchtigen Boom, der derzeit enorme Power an den Tag legt, teilhaben zu wollen. Und wenn man sich die Entwicklung des Rohstoffes, und vor allem der mit Lithium beschäftigten Bergbaubetriebe ansieht, so gleicht das einem fast unglaublichen Märchen. Ein extrem krasser Gegensatz zur negativen Situation an den Rohstoffbörsen der letzten 5 Jahre. Endlich wieder ein Rohstoff, in den man tatsächlich auch sein sauer Erspartes investieren kann. Was könnte diese Triebkraft, die von Lithium ausgeht, besser dokumentieren als Grafiken. Die Darstellung der aktuellen Marktbedarfsentwicklung sieht mit einer Steigerungsrate von durchschnittlich 11% pro Jahr noch relativ solide aus.

Pic1 Lithium Markbedarfsentwicklung

Quelle: reneweconomy.com.au

Noch beeindruckender wirkt ein Blick auf die Entwicklung des Lithiumpreises der letzten 12 Monate. Ein Preisanstieg um ca. 250% verdeutlicht einmal mehr, dass derzeit die Preise durch ein Defizit in der Versorgung der hungrigen Industrie getrieben sind.

Pic 2 Lithiumpreis Entwicklung

Quelle: Asian Metals, Beer & Co.

Doch so beeindruckend diese Steigerungen auch sind, sie sind harmlos im Vergleich der Kursexplosionen von Unternehmen, die Lithium als Hauptmenü auf ihrer Speisekarte führen. Nachfolgend ein paar Beispiele, wieviel man in letzter Zeit an diesen Unternehmen hat gewinnen können.

Pilbara Minerals: ca. 1.400%

Lithium Australia: ca. 600%

Neometals: ca. 600%

Galaxy Resources: ca. 1.000%

Das sind Kursgewinne, wie wir sie maximal aus den "goldenen" Zeiten vergangener Börsenhaussen kennen. Und nach wie vor sieht der Markt kein Ende der Jubelphase. Oder doch?

Schon alleine die Logik sagt einem, dass die Börse weder eine Einbahnstraße ist noch Bäume in den Himmel wachsen. Auch wenn derzeit alle Anzeichen vorliegen dass der eingeschlagene Trend nicht abebben wolle, so sollte man sich als verantwortungsvoller Investor einige Fakten vor Augen halten.

Fakt ist dass derzeit viele Unternehmen versuchen so rasch als möglich in Produktion zu gelangen um von dem süchtig machenden Kuchen die eine oder andere Ecke zu erhaschen. Spätestens in 2-3 Jahren wird, wenn bei vielen Unternehmen alles nach Plan läuft, ein verstärktes Angebot auf den Markt drängen und sich die derzeit extremen Lithiumpreise wieder langsam auf ein normal verträgliches Niveau einpendeln. Viele Analysten sehen bis 2020 eine Halbierung des derzeitigen Lithiumpreises auf eine Größenordnung von ca. USD 10.000,- bis USD 12.000,- die Tonne. Was zwar den Unternehmen nach wie vor exzellente Betriebsergebnisse bescheren kann, aber den derzeitigen Hype empfindlich dämpfen sollte. Dies führt zwangsläufig auch zu einer Abschwächung der derzeit extremen Unternehmenswerte – und bei Späteinsteigern auf Sicht zu möglichen Verlusten.

Natürlich gilt generell: "the trend is your friend", und eine Welle soll man reiten. Aber man soll auch rechtzeitig nach dem Surfen wieder das sichere und trockene Ufer erreichen. Das bedeutet nichts anderes, als zu überlegen, ob man als Investierter nicht zumindest seinen Einsatz raus nimmt und ein paar Zusatzgewinne erlöst um mit halber verbleibender Kraft weiter am Trend mit zu naschen. Ein Sprichwort sagt: An Gewinnmitnahmen ist noch niemand gestorben.

Ich möchte mit dieser vorzeitigen Warnung wahrlich nicht gegen den Trend schreiben. Es soll vielmehr als ein erstes Warnzeichen gelten, dass man nicht blindlings zu lange in einem Markt investiert sein soll, sonst geht es wie vielen von uns im Frühjahr 2011, als wir unsere Buchgewinne dahinschmelzen sahen.