Australiens steiniger Weg ins nächste Jahrzehnt
Der Kontinent war in den letzten Jahren ein Vorzeigekandidat wenn es darum ging Wachstum Im Bergbau aufzuzeigen. Vor allem Eisen trug mit über 70% der Exporterlöse aus dem Bergbau wesentlich zu den gesamtstaatlichen Einnahmen bei. Aber auch bei Edelmetallen, Kohle und den Industriemetallen gab es permanente Steigerungen bei den Produktionsziffern zu vermelden. Immer weiter wurde in eine sich bereits rückläufige Wirtschaftsentwicklung expandiert und zeigt nun seit 2014 ein immer Schrecken erregenderes Gesicht, sowohl für den Bergbau aber auch für die Wirtschaftsbilanz des Landes.
Investitionen in den Bergbau sanken gegenüber den Hochs aus dem Jahr 2012/2013 um 12%, ausgelöst vor allem durch den Kollaps bei Eisen und Kohle. Zum Rückgang an Investitionen kam in Folge noch der Preissturz auf den Rohstoffmärkten von rd. 63% seit dem Hoch von 2011. Zwar liegen die Rohstoffpreise noch rd. 7% über dem langjährigen Durchschnitt, aber für 2016 zeigt sich keine Trendwende, maximal eine Seitwärtsbewegung, eher jedoch ein weiteres Nachgeben.
Darstellung der Investitionen in den Bergbau aus statistischer Sicht – Quelle: ABS, BIS Shrapnel
Bedenkt man den Multiplikatoreffekt von Investitionen in die Wirtschaft so ist es nicht verwunderlich dass ob der Fakten sich auch die Gesamtwirtschaft auf dem Rückweg befindet. Betrug 2014 das Wirtschaftswachstum Australiens noch 3% so verblieben für das Jahr 2015 nur mehr 2%. Die Folge war dass die staatlichen Ausgaben für das wichtige Wachstum im Jahr 2015 auf Null zurück gingen. Und gerade diese Ausgaben wären wichtig für den Erhalt des Arbeitsmarktes. Speziell Minenregionen wie Queensland und Westaustralien schlitterten dadurch bereits in eine deflationäre Lage.
War bereits 2015 als schlimmes Jahr zu bezeichnen, so scheint das Jahr 2016 noch schlimmer zu werden, denn die Auswirkungen von Verschlechterungen zeigen sich immer verzögert. Und da für 2016 mit keiner Gesamterholung zu rechnen ist, so werden die Investitionen in den Bergbau weiter rückläufig sein, der Arbeitsmarkt verstärkt belastet werden und die daraus resultierenden Probleme bis weit ins Jahr 2017/2018 hinein wirken. Es ist mit Sicherheit keine endgültige Abkehr vom Bergbau, aber es wird Jahre dauern, bis sich die Bergbaulandschaft generell erholt. Wie weltweit wird auch Australien den Bereinigungsprozess von Überangebot, Minenschließungen, Entlassungen und fehlender Investitionsbereitschaft in Neuprojekte zu durchlaufen haben, bevor sich eine Neuordnung zwischen Angebot und Nachfrage etablieren kann. Und es sind nicht nur Minenbetriebe, die dies betrifft, auch die Zulieferindustrie und Vertragspartner müssen umdenken und für sich neue Aufgabengebiete erschließen. Andernfalls droht auch hier eine Pleitewelle.
Bis jetzt ging alles noch einigermaßen gut, denn trotz mittlerweile sinkender Rohstoffpreise stieg die Gesamtproduktion im Jahr 2014/2015 noch um 7,5%, mehr als das Dreifache des gesamten Wirtschaftssteigerung Australiens. Noch deutlicher wird der Boom wenn man die Steigerung von mehr als 40% der Bergbauproduktivität in den letzten 5 Jahren heranzieht. Hier wird die Kluft zwischen Angebotsüberschuss und nachlassender Nachfrage besonders deutlich. Daraus erkennt man zwangsläufig dass 2016 verstärkt Minen schließen und die Investitionen in den Bergbau weiter sinken werden.
Um sich vor drohenden Schließungen zu schützen müssen Vorgänge im Betrieb automatisiert werden, Mitarbeiter entlassen und Expansionspläne auf Eise gelegt werden. Anders ist diese Dürreperiode nicht zu überleben. Speziell der Arbeitsmarkt wird in nächster Zeit darunter zu leiden haben.
Zu erwartende Veränderungen bei Produktivität und Beschäftigten – Quelle: ABS, BIS Shrapnel
Analyen von BIS Shrapnel zeigen für 2015 bereits einen Verlust von rund 40.000 Arbeitsplätzen und für die nächsten 3 Jahre noch weiteres Potential für Stellenabbau von rd. 20.000 Beschäftigten, alleine im Bergbau. Zugleich wird von den Analysten von BIS Shrapnel erwartet, dass der mögliche Stellenverlust noch wesentlich höher ausfallen könnte als ihre statistischen Aussagen da noch zusätzlicher Personalüberhang aus den Boomjahren zu verzeichnen ist. Ebenso nicht berücksichtigt ist in der angeführten Statistik das Einsparungspotential der Betriebe durch Automatisierung und Innovationen, die ebenfalls noch zusätzliche Stellen kosten wird.
In Australien sind nun Politik, Gesetzgebung und Ökonomen gefragt neue Anreize für Wirtschaftswachstum zu generieren um den Lebensstandard der Bevölkerung auch in Zukunft zu gewährleisten. Der australische Ökonom Professor Ross Garnaut hebt als vernünftigen Weg öffentliche Investitionen in die produktive Infrastruktur hervor. Gerade diese so wichtigen Investitionen sind seit 2010 um über 20% gefallen. Dagegen ist seit 2011 der australische Dollar um 21% im Wert gefallen. Ein Vorteil für Export und Tourismus. Diese Vorteile muss lt. Professor Ross die Regierung nutzen um wieder Stabilität erreichen zu können.
Wie man anhand des aufschlussreichen Berichtes erkennen kann stehen Australien noch schwere Zeiten ins Haus, ganz besonders jedoch dem Bergbau. Und aufgrund der weltweiten Wirtschaftslage und der Rohstoffpreise werden Australien und der Bergbausektor noch längere Zeit mit den Auswirkungen zu kämpfen haben, bis wieder Normalität auf neuem Fundament erreicht werden kann.