Lagerstätten – Grundlage des Bergbaus
Viele Investoren denken bei Bergbau und Lagerstätten an Gold und Silber, manch einer denkt noch an Edelsteine, an Diamanten, Rubine, Saphire und Smaragde. Ein deutlich kleinerer Anteil der Menschen ist sich bewusst, dass auch Rohstoffe wie Uran, Eisen, Titan, Aluminium, Kupfer, Blei und Zink Produkte des Bergbaus sind.
Bei Kohle denken viele deutsche Bürger entweder an die Subvention der Steinkohle oder an die flächenintensive Nutzung zur Förderung von Braunkohle, die in der Bundesrepublik hauptsächlich im Ruhrgebiet und in der Lausitz oberflächennah auftritt.
Doch damit ist die Liste der Rohstoffe noch lange nicht am Ende. Neben weiteren Metallen wie Mangan und Chrom, den Seltenerdelementen (u.a. Neodym, Europium und Yttrium) sind die Platingruppenelemente, z.B. Palladium und Rhodium von Bedeutung.
Doch auch Erdöl und Erdgas als Sammelbegriff der Kohlenwasserstoffe spielen in der Wirtschaft eine wesentliche Rolle.
Und doch ist die Liste der Rohstoffe noch lange nicht zu Ende. Die Energierohstoffe und die metallischen Rohstoffe finden oftmals Beachtung, vergessen werden oftmals die Industrieminerale und die Baustoffe und auch Salz oder Rohstoffe zur Düngemittelproduktion.
Denn auch Sand (nicht nur als Quarzsand, der eine wichtige Rolle in der Siliziumproduktion spielt) und Kies spielen als Zuschlagstoffe für Beton im Bauwesen eine tragende Rolle, Tongruben fördern einen begehrten Rohstoff für die Ziegeleiindustrie, auch das mag oftmals noch als Information im Hinterkopf verankert sein.
Doch auch in diesen Rohstoffbereichen treten stark spezialisierte Unternehmen auf den Plan, so werden beispielsweise Bentonite (eine bestimmte Form von Tonmineralen) zur Klärung und Filtrierung von Bier und Wein eingesetzt. Auch reine Kalksteine können als Füllstoff für Papier oder Zahnpasta Verwendung finden.
Und nicht zuletzt können Wasser, geothermische Energie oder auch Gesteine (z.B. als Arbeitsplatten, Wandverkleidungen und auch Grabsteine) als Rohstoffe angesehen werden, die durch bergbauliche Aktivitäten erschlossen werden.
So vielfältig die diversen Rohstoffe auch sind, so verschieden sind die unterschiedlichen Förder- und Gewinnungsmethoden. In Abbildung 1 ist eine Übersicht verschiedener Bergbautechniken dargestellt.
Abbildung 1 – Verschiedene Gewinnungsmethoden und Abbautechniken im Bergbau; (A) Tagebau mit Schaufelradbagger; (B) Nassabbau mit Saugbagger; (C) Offshore- und Onshore-Förderung von Kohlenwasserstoffen; (D) Tagebau mit Sprengungen und Einsatz von Baggern; (E) Bergbau unter Tage.
Große Tagebaue in Deutschland zur Förderung von Braunkohle nutzen oftmals Schaufelradbagger (Abb. 1, A). Damit werden die Kohleflöze und das Nebengestein gelöst und über Förderbänder entweder in die nahegelegenen Kraftwerke oder zur Verfüllung vollständig abgebauter Bereiche geleitet. Dabei werden im Regelfall mehrere Kohleflöze auf einmal gefördert, ein komplett selektiver Abbau zur Trennung von Kohle und unerwünschtem Nebengestein ist bei dieser Technik nicht möglich und erfordert unter Umständen weitere Schritte in der Aufbereitung.
Die Förderung von Sand und Kies im Nassabbau findet in deutschen Kiesgruben oftmals Anwendung, aber auch im Ozean werden so Rohstoffe für diverse Bauprojekte (z.B. die Palmen "Jebel Ali" und "Jumeirah" oder "Die Welt" in Dubai) gewonnen (Abb. 1, B). Neben Baustoffen können auf diese Weise aber auch edlere Rohstoffe abgebaut werden, als Beispiel sind Gold (z.B. bekannt aus der Fernsehserie "Bering Sea Gold") oder Diamanten (beispielsweise vor der Westküste von Südafrika und Namibia) zu nennen.
Die Förderung von Kohlenwasserstoffen, also Erdöl und Erdgas, erstreckt sich inzwischen von abgelegenen Wüstengebieten bis weit in die Ozeane hinaus, auch in der Tiefsee können Vorkommen dieser Rohstoffe mittlerweile wirtschaftlich ausgebautet werden (Abb. 1, C). Und auch in Deutschland, vor allem im Bereich der Nordsee, findet ein aktiver Abbau der begehrten Rohstoffe statt. Durch neue technische Methoden wie Horizontalbohrungen und den Einsatz der umstrittenen Methode des Fracking können zudem über Lange Zeit nicht wirtschaftlich gewinnbare Vorkommen erschlossen werden.
Als bekannteste Form des Bergbaus schaffen es oftmals die großen Tagebaue auf metallische Rohstoffe (Abb. 1, D) in die Presse. Zwar sind Betriebe mit Kies- und Sandtagebauen optisch ähnlich, aber der allgemeine Maßstab der Bergbauaktivitäten auf Massenrohstoffe ist deutlich kleiner, als die Förderung der werthaltigeren metallischen Rohstoffe.
Von der Oberfläche aus weniger deutlich erkennbar sind die unterirdischen Bergbauaktivitäten (Abb. 1, E). Doch auch hier schafft es meist die Förderung von Edelmetallen, im speziellen Gold, in die Presse, da hier mit einer Teufe von fast 4000 Metern die Rekorde für die tiefsten Bergwerke der Welt aufgestellt werden. Doch auch in dieser Kategoriemuss sich der deutsche Bergbau nicht komplett verstecken. Der Bergbau auf Steinkohle liegt zwar in den letzten Zügen und auch die historische Förderung von Silber, Blei und Zink in den Revieren um Freiberg (Sachsen) und im Harz (Rammelsberg) spielt heute keine Rolle mehr. Die Förderung von Kupfer in der Lausitz und von Selten-Erd-Elementen in Delitzsch ist dagegen noch Zukunftsmusik. Doch aktuell können auf deutschem Boden diverse Unternehmen auf eine wirtschaftlich erfolgreiche Produktion von Rohstoffen aus Untertage-Bergwerken blicken, dazu gehören überwiegend Kali- und Steinsalz, aber auch Flussspat in Niederschlag, Graphit und sogar Marmor stellen wertvolle Produkte des deutschen Bergbaus dar.
Doch die Wahl der Fördertechnik muss dem Lagerstättentyp und dem vorherrschenden Gestein angepasst werden.
Doch was genau ist eine Lagerstätte?
Lagerstätten stellen eine natürliche Ansammlung von mineralischen Rohstoffen dar und beinhalten damit sowohl Elemente (z.B. Gold, Silber), Minerale (z.B. Chalkopyrit als Kupfererz, Galenit/Bleiglanz als Blei- und Silbererz, Rubine) und Gesteine einschließlich ihres Poreninhaltes (z.B. Wasser, Erdöl, Erdgas). Zudem müssen Lagerstätten aus technischer, sozialer, politischer, ökologischer und technischer Sicht gewinnbar sein.
Anreicherungen von Wertelementen oder Rohstoffen, die nicht alle genannten Kriterien erfüllen, sind als Vorkommen anzusehen. Diese Vorkommen können aufgrund von Änderungen der Rohstoffpreise oder anderer Rahmenbedingungen (z.B. bessere Infrastruktur, Nachfrage nach neuen Elementen) auch die Lagerstätten aufsteigen, ebenfalls können Lagerstätten durch fallende Preise, politische Instablilität oder durch die Substitution von Rohstoffen zu Vorkommen degradiert werden.
Ähnlich der Differenzierung von Lagerstätten und Vorkommen ist die Unterscheidung des Materials zu treffen. Als Erz wird im engeren Sinne nur das Material genannt, das mit der gewählten Abbaumethode und im definierten Abbaubereich (z.B. Tagebau, Tiefbau) wirtschaftlich gewonnen werden kann. Neben dem reinen Gehalt eines Rohstoffes spielt hier folglich die wirtschaftliche Gewinnbarkeit eine wesentliche Rolle.
Gestein, das mit anomalen oder erhöhten Gehalten eines oder mehrerer Wertelemente oder Wertminerale beprobt wurde, muss im lagerstättenkundlichen Sinne als mineralisiert bezeichnet werden, solange keine wirtschaftliche Relevanz nachgewiesen wurde. Im internationalen Maßstab stellen an der Börse die vorläufige Wirtschaftlichkeitsstudie (auf engl. PEA = Preliminary Economic Assessment) und die vorläufige Machbarkeitsstudie (PFS = Preliminary Feasibility Study) das Mindestmaß dar, anhand dessen die geologischen Erkenntnisse mit wirtschaftlichen Faktoren verknüpfbar sein müssen, um eine nachvollziehbare wirtschaftliche Einschätzung zu gewährleisten.
Lagerstätten stellen damit nicht nur die geologische Interpretation eines mineralisisrten Bereiches dar, sondern bieten Investoren die Berechnung von Cash-Flow und Kosten anhand vergleichbarer Lagerstätten.
Abbildung 2 – Verschiedene Interpretationen des mineralisierten Bereiches eines Vorkommens.
Ein weiterer, wesentlicher Faktor zur Beurteilung eines Vorkommens oder einer Lagerstätte ist die Verteilung der Mineralisation. In Abbildung 2 sind verschiedene Interpretationen eines Vorkommens dargestellt. Je niedriger der zur Berechnung der Ressource angesetzte Gehalt angesetzt wird, desto großer wird die Tonnage des Vorkommens. Als weitere Steigerung der Sicherheit einer Ressource sind neben der geometrischen Verteilung der Gehalte auch die Relation zu den geplanten Abbauverfahren relevant. Die im Bergbau geförderten Massen sind generell anzusetzen, die als Nebengestein herabgestuften mineralisierten Bereiche stellen "Verluste" des eigentlichen mineralisierten Bereiches im Vergleich zur ökonomisch gewinnbaren Lagerstätte dar.
Diese Grenze wird durch den Cut-Off-Gehalt definiert. Anhand des Cut-Off-Gehaltes wird in einem Ressourcenmodell (üblicherweise ein 3D-Blockmodell) festgelegt, wie hoch ein durchschnittlicher Gehalt eines Blockes mindestens sein muss, um in eine Ressourcenschätzung integriert zu werden.
Je höher also der Cut-Off-Gehalt eines Vorkommens angesetzt wird, desto geringer ist die Anzahl der zu berücksichtigenden Blöcke und damit der berechneten Menge an Wertelementen. Die in Abbildung 2 schematisch dargestellte Verteilung von Gehalten deutet an, wie sich das mineralisierte Volumen eines Gesteinskörpers je nach Cut-Off-Gehalt verändern kann. Unterschiedliche Lagerstättentypen können dabei auch deutliche Unterschiede aufweisen, da neben scharfen Übergängen von mineralisiertem zu taubem, also nicht mineralisiertem, Gestein auch graduelle, schleifende Übergänge auftreten können.
Die Größe von Lagerstätten und die jeweilige Produktionsmenge bewirken eine klare Abhängigkeit von Ausstoß und Lebensdauer der Mine. Je länger jedoch ein Bergwerksbetrieb produzieren kann, desto günstigere Verträge können in der Regel mit Abnehmern geschlossen werden. Und die verarbeitende Industrie ist üblicherweise bereit, einen Aufpreis für langfristig stabile und gleichbleibende Qualität eines Rohstoffes zu bezahlen.
Die Bergbauindustrie ist damit in einer Zwickmühle, die kaum einen glücklichen Ausweg erlaubt. Kurzlebige, hochrentable Lagerstätten spielen oftmals keine Rolle, da Abnehmer und Konsumenten auf langfristige Verträge drängen, gleichzeitig werden die Erschließung und Inbetriebnahme großer Vorkommen aufgrund geänderter politischer, ökologischer und sozialer Anforderungen immer anspruchsvoller.
Und so bemühen sich die großen Bergbaukonzerne ebenso wie kleinere Unternehmen darum, den Spagat zwischen wirtschaftlichem Erfolg des eigenen Betriebs und einem rechtlich-sozial-verträglichem Umfeld zu gewährleisten. Die Schnelllebigkeit der Systeme, der Einfluss der Medien und massiv schwankende Ausrichtungen der öffentlichen Meinung stellen dabei ein zunehmendes Hindernis dar, so dass die tatsächliche Identifizierung einer geologischen Anomalie als zweitrangiges Kriterium angesehen werden kann. Als Investor sind entsprechend neben den allgemeinen geologischen und technischen Rahmenbedingungen auch die sozial-ökonomischen und ökologischen Begleitumstände eines möglichen Bergbauprojektes zu berücksichtigen.