Rohstoffe: In der Baisse wird die Basis für große Vermögen gelegt
Wenn man an der Börse nicht weiß, wie es weiter geht, hilft es oftmals, in der Vergangenheit nach vergleichbaren Mustern zu suchen. Charttechniker machen dies und gewinnen so Orientierung an typischen Verläufen, die sich immer und immer wieder zeigen. Doch nicht nur bei den Aktienkursen gibt es solche analysierbaren Muster, auch in der Wirtschaft selbst: Die Konjunkturzyklen.
Der Rohstoffsektor durchläuft seit einiger Zeit Zweifels ohne die schlechte Zyklusphase. Abschwung, Baisse, Pessimismus, Rezession – Worte, die gut beschreiben, was in den vergangenen Jahren operativ in der Branche und mit den Aktienkursen der Rohstoffunternehmen, kleine wie große, oder auch in den Köpfen der Börsianer passiert ist. Die Lehren aus der Vergangenheit zeigen aber auch, dass auf den Niedergang der Aufschwung folgt. Wann man wieder Attribute wie Hausse, Kurssteigerungen, Aufschwung und Optimismus mit dem Rohstoffsektor verbinden wird, darüber streiten sich die Experten.
"Die Bergbaubranche wird es immer geben"
Wohlgemerkt, es geht um das "Wann", nicht um das "Ob". Niemand glaubt, dass die Bergbaubranche verschwindet. Im Gegenteil: Es wird immer eine Bergbauindustrie geben, denn die Welt braucht Rohstoffe, sagt der Geologe und Minenexperte Steve Todoruk von Sprott Global Resource Investments in einem aktuellen Marktkommentar. Natürlich ist dies aus der Sicht eines Brancheninsiders in gewisser Weise eigennützig, doch wer mag dieser simplen wie überzeugenden Feststellung in unserer zutiefst industrialisierten Welt, die auf Bodenschätze angewiesen ist, ernsthaft widersprechen? Niemand.
Es geht also nicht darum, ob die Minenindustrie überlebt, sondern wann sie sich aus dem Tief herausarbeiten kann. Für die Aktienkurse und die Rohstoffpreise gilt dies ebenso: Die Frage nach dem Zeitpunkt und dem Ausgangspunkt einer Erholung ist entscheidend, aber leider so auch kaum zu beantworten.
Investoren mit Augenmaß versuchen daher gar nicht erst, den tiefsten Punkt zu erwischen – es ist de facto reiner Zufall, hier einzusteigen. Wer clever ist und langfristig denkt, nutzt die miese Lage der Branche, um in solche Unternehmen zu investieren, die als Überlebende der Krise aus dem Konjunkturtal hervor gehen. Todoruk verweist zurecht auf diverse Parallelen der aktuellen Situation zum letzten Rohstoff-Bärenmarkt, in dem die Basis für einige große Vermögen gelegt wurde, die dann in der anschließenden jahrelangen Hausse wuchsen.
Fundamentaldaten sind entscheidend, nicht Versprechungen!
Ansätze für Investmententscheidungen in der aktuellen, anhaltenden Krise der Rohstoffbranche gibt es einige. In der langgezogenen Krise ist natürlich die Finanzstärke einer Gesellschaft ein wichtiges Kriterium. Unternehmen, die es derzeit schaffen, am Markt Finanzierungen zu erhalten, könnten in einem Aufschwung zu den Favoriten gehören. Derzeit in einem weitgehend ausgetrockneten Finanzierungsmarkt überhaupt Gelder von Investoren zu erhalten, kann als Auszeichnung für die Company angesehen werden – siehe auch unseren gestrigen Bericht.
Wichtig sind dabei Fakten, nicht Versprechungen. Juniors, die trotz teils hochtrabender Vorhaben am Markt kein Geld einsammeln können, werden verschwinden. Ihnen geht das Geld aus, wertsteigernde Aktivitäten sind dann nicht mehr möglich. Glauben sie als Investor also nicht allein den Versprechungen des Managements, sondern schauen sie darauf, ob das Unternehmen diese umsetzen kann und ob die Insider der Branche dem Unternehmen zutrauen, die Pläne zu verwirklichen – dann gibt es nämlich auch in der aktuellen Lage Geld für den Junior und dessen Explorationsvorhaben, wie einige Meldungen in jüngerer Vergangenheit gut gezeigt haben.
Nicht zuletzt lohnt bei Gesellschaften, die bereits Rohstoffe fördern, ein Blick auf die Produktionskosten: Todoruk und andere Experten gehen davon aus, dass die "All in" Kosten für die Produktion einer Unze Gold zwischen 1.000 Dollar und 1.300 Dollar liegen. Es ist logisch, dass viele Gesellschaften bei aktuellen Goldpreisen etwas oberhalb von 1.200 Dollar kaum Geld mit ihrer Produktion verdienen oder sogar reichlich Verlust einfahren. Bei steigenden Goldpreisen und einem geringen Hedgevolumen der Gesellschaften könnten steigende Goldpreise aber wieder zu stark kletternden Profiten führen – ein "Turbo" für tief gefallene Aktienkurse. Die Voraussetzung, auf die Investoren also vor einem Aktienkauf achten sollten: Das Unternehmen sollte möglichst geringe "All in" Kosten haben, sodass sich Preissteigerungen möglichst stark auswirken können.