Zink und Blei: Attraktive Zwillinge?
An der Börse herrscht Verwirrung. Schuld sind die Statistiken für zwei Bodenschätze, die oftmals zusammen im Erdreich auftauchen und deshalb als "Zwillinge" oder "Geschwister" gelten: Zink und Blei. Bei den Namen schwingt etwas Schmutziges mit, nicht zuletzt weil das Schwermetall Blei alles andere als gesundheitsförderlich wirkt. Und tatsächlich waren beide Rohstoffe lange Zeit so etwas wie Schmuddelkinder des Marktes.
Zurückzuführen ist dies auf die Kursentwicklung der letzten Jahre und auf eine lange Periode des Angebotsüberschusses am Markt. Doch dieses Überangebot schwindet, behaupten zumindest einige Statistiken wie zum Beispiel eine Studie der International Lead and Zinc Study Group, kurz ILZSG. Den Angaben zufolge soll der Markt bei beiden Rohstoffen im vergangenen Jahr in ein Angebotsdefizit gefallen sein. Es wäre das erste Mal seit vielen Jahren, dass ein Defizit auftaucht.
Das Problem: Andere Statistiken für den Zinkmarkt widersprechen den Angaben, die die ILZSG-Studie ausweist. An Informationen zum Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage kann man alles haben, was man gerne hätte: Defizit, ausgeglichenes Verhältnis, Angebotsüberschuss. Für Anleger und Analysten ist dies enorm unzufriedenstellend. Zudem darf man davon ausgehen, dass es beim Blei nicht anders aussieht, denn dieser Markt gilt aufgrund eines höheren Recyclinganteils als noch intransparenter.
Doch so sehr sich die Angaben in den Marktanalysen unterscheiden, sie zeigen immerhin einen ähnlichen Trend: Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage kippt und die Tage für den Angebotsüberschuss bei Zink und Blei sind, falls er nicht längst Geschichte ist, zumindest gezählt.
Dass dies so ist, liegt zum einen an einer wachsenden Nachfrage, wobei die Veränderung des Zinkbedarfs weltweit dynamischer erscheint als beim Schwestermetall Blei. Zum anderen aber gibt es massive Probleme auf der Angebotsseite. Die Rohstoffbranche hat Schwierigkeiten, neue Förderkapazitäten an den Markt zu bringen, die auslaufende Bergwerksprojekte ersetzen können. Und so ist das Wachstum beim Zinkangebot im vergangenen Jahr wohl deutlich unter dem Wachstum der Nachfrage geblieben. Beim Blei soll dies nicht der Fall gewesen sein.
Die Probleme illustrieren die Vorgänge beim Perkoa-Projekt in Burkina Faso gut. Das Vorkommen gehört mehrheitlich der Schweizer Glencore Xstrata (ISIN: JE00B4T3BW64) und Blackthorn Resources (ISIN: AU000000BTR5), die als Minderheitsgesellschafter und Operator dabei sind. Mit im Boot ist zudem der Staat Burkina Faso. Im Oktober des vergangenen Jahres hat man nach einer mehr als einjährigen Verzögerung das erste Zinkkonzentrat ausgeliefert, doch die Freude darüber war kurzlebig. Mittlerweile diskutiert man, ob man nicht das ganze Projekt solange auf Eis legt, bis die Zinkpreise wieder gestiegen sind. Es ist nicht das einzige Beispiel für die Probleme auf der Produktionsseite.
Hinzu kommt, dass sowohl bei Blei als auch bei Zink die Lagerbestände der Londoner Börse stärker gefallen sind, als die Marktzahlen eigentlich erlauben. Das sorgt für zusätzliche Verwirrung am Markt, denn unklar ist, wohin diese Lagerbestände gewandert sind. Entweder sind die Statistiken noch fehlerhafter als man ohnehin schon befürchten muss, oder die Metalle warten irgendwo versteckt auf bessere Zeiten, um bei gestiegenen Preisen wieder an den Markt zu gelangen.