Kalipreis nach Zusammenbruch kartellähnlicher Strukturen weiter auf dem Rückzug

Kalipreis nach Zusammenbruch kartellähnlicher Strukturen weiter auf dem Rückzug

Lange Zeit kannte der Preis für Düngemittel nur eine Richtung, nämlich steil aufwärts. Das hat zum Beispiel dafür gesorgt, dass im September 2008 mit der K & S AG (früher Kali und Salz AG) aus dem hessischen Kassel wieder ein Rohstoff-Konzern den Aufstieg in den wichtigsten deutschen Aktienindex DAX geschafft hat.

Schon von Friedrich dem Großen ist das Zitat überliefert: "Wer bewirkt, daß dort, wo bisher nur ein Halm wuchs, nunmehr zwei Halme wachsen, der hat mehr für sein Volk getan als ein Feldherr, der eine Schlacht gewann." Wie wichtig die Kali-Produktion auch für den Standort Deutschland ist, zeigt sich beispielsweise an der Tonnage im Hamburger Hafen. Der Umsatz der Logistik-Sparte von K & S macht etwa 15% des Exportvolumens des Hamburger Hafens aus.

In Zeiten von globalem Wirtschaftswachstum und weiter wachsender Weltbevölkerung schien die Nachfrage nach Düngemittel quasi unbegrenzt, und Skeptiker äußerten sich, ob die landwirtschaftlichen Flächen dieses Planeten überhaupt reichen würden, um seine Bewohner dauerhaft zu ernähren. Aus der Biologie ist aber ebenfalls bekannt, dass Bäume bekanntlich nicht in den Himmel wachsen und sich jeder Aufwärtstrend (meist nach einer heftigen Übertreibung) umkehrt. Im Falle der Kali-Düngemittel hat hier die Ankündigung der russischen Uralkali, die Partnerschaft mit der Belarusian Potash Co (BPC) aufzukündigen, zu einem Preiseinbruch von mehr als 20% geführt. Die Festnahme des Geschäftsführers von Uralkali Vladislav Baumgaertner im weißrussischen Minsk hat die Gräben zwischen den ehemaligen Partner weiter vertieft. Uralkali und Co halten zusammen mit einem konkurrierenden nordamerikanischen Kartell mehr als 70% der globalen Kali-Produktion.

Als Kartell (ähnlich der OPEC auf dem Öl-Sektor) waren die Produzenten in der Lage, Liefermengen künstlich knapp zu halten, um die Marktpreise zu kontrollieren. Als Wettbewerber haben die Unternehmen jetzt die Preise deutlich gesenkt, um Marktanteile zu gewinnen und den ehemaligen Partner bei der Akquise neuer Kunden auszustechen. Dabei verfolgen BPC und Uralkali scheinbar unterschiedliche Strategien. Während die Uralkali über ein deutlich bessere und stärkere Marketing und Vertriebserfahrung verfügt, versucht die BPC über eine aggressive Preispolitik neue Lieferabkommen zu schließen und Handelspartner zu finden, um Marktanteile zu sichern. Uralkali hat seinerseits zahlreiche Mitarbeiter von BPC abgeworben, um die eigene Position zu festigen.

Laut Quellen aus der Industrie hat Belaruskali, ein Mitbegründer der BPC, mit Indien für die zweite Jahreshälfte 2013 einen Liefervertrag über ein Preisniveau von 360 USD/t abgeschlossen, 67 USD/t weniger als in der ersten Jahreshälfte. Mit einem solchen Abkommen haben sich nicht nur die Weltmarktpreise schlagartig bewegt, man setzt auch die Wettbewerber ordentlich unter Druck, nicht nur die Preise für Indien, sondern auch für andere Abnehmer wie China zu senken, wobei China im langjährigen Mittel die günstigsten Preisabschlüsse erzielen konnte.

In Brasilien ist der Preis inzwischen auf 370 USD/t gefallen, ein weiterer Preisrückgang auf ca. 350USD/t wird erwartet. Auch die deutsche K & S hat inzwischen ihre Preise auf das Niveau von ca. 370 USD/t senken müssen. Das Aufbrechen des Kartells hat zu einer großen Verunsicherung am Markt geführt, wobei die Unsicherheit den Einkäufern in die Hände spielt.

Aktuell laufen die Verhandlungen zwischen den chinesischen Einkäufern und den Kali-Produzenten. Auf Basis des Abschlusses mit Indien wird damit gerechnet, dass der Preis auf ca. 320 USD/t fällt. In Malaysia und Indonesien, zwei weiteren großen Märkten für Kali-Düngemittel stehen die Einkäufer aktuell an der Seitenlinie und warten den Abschluss mit China ab, um ähnlich günstige Konditionen durchzusetzen. Der Preisverfall ist dramatisch, wenn man bedenkt, dass in der zweiten Jahreshälfte 2012 noch Kali-Preise von ca. 525 USD/t bezahlt wurden.

Der Preisverfall wurde auch dadurch verschärft, dass die lokalen Währungen in Brasilien, Indien und Malaysia stark gegenüber dem US-Dollar stark abgewertet wurden, was eine in US-Dollar gehandelt Ware teurer macht. Durch die Abwertung der lokalen Währungen wurde die Nachfrage jedoch geschwächt, was den Preis in USD zusätzlich geschwächt hat. Die Kali Preise sind in diesem Jahr auch deshalb stark rückläufig, weil es in die Hauptabsatzmärkten hohe Lagerbestände gibt, was den Preisdruck auf die Produzenten zusätzlich erhöht.

Ihr Manuel Giesen