Schiefergas: Kanada auf den Spuren des US-Booms

Schiefergas: Kanada auf den Spuren des US-Booms Trueffelpix - Fotolia / trueffelpix

Oft bringen neue Technologien Quantensprünge für die jeweiligen Branchen mit sich. Eine solche Entwicklung ist derzeit in den USA unter anderem in der Energieversorgung zu sehen. Der Grund ist der verstärkte Einsatz von Fracturing-Methoden für die Förderung von Erdgas. Während das sogenannte "Fracking" in Deutschland umstritten ist, erlebt die Fördermethode in den USA einen wahren Boom und sorgt für deutlich sinkende Gaspreise und eine geringere Abhängigkeit von Importen aus politisch instabilen Gegenden.

Das Fracking klingt auf den ersten Blick kompliziert. Ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien wird in die Tiefe gepumpt, um dort eigentlich fest in Gesteinen eingeschlossenes Schiefergas zu lösen. Der Stein wird dabei quasi aufgebrochen, das Gas kann aus der Lagerstätte entweichen und gefördert werden. Ein großer Vorteil der Technologie ist, dass auf diesem Weg Lagerstätten erschlossen werden können, die bisher für die Gasförderung unerreichbar geblieben sind. Zudem sinken die Gaspreise deutlich, was sich auch auf andere Energieträgerpreise dämpfend auswirkt, denn hier sinkt die Nachfrage aufgrund der attraktiven Gaspreise.

Während in den USA der Schiefergas-Boom bereits im Gange ist, läuft im nördlichen Nachbarland Kanada alles etwas gemächlicher ab. Hier sind ebenfalls zahlreiche Schiefergasprojekte in der Entwicklungsphase, der Förderboom wie beim südlichen Nachbarn ist in Kanada aber noch nicht zu sehen. Dabei hat das Land exzellente Voraussetzungen für die Förderung von Erdgas per Fracking.

Das gilt vor allem für einen Teil des Landes nördlich der Grenze zu den USA, das als Western Canada Sedimentary Basin bekannt ist, und in diesem riesigen Gebiet insbesondere die Teilregion Horn River Basin. Hier befindet sich eines der weltweit größten Vorkommen von Öl und Gas, das größere Teile des Bedarfs in Nordamerika deckt. Zudem liegen hier die mit Abstand größten Teile der kanadischen Schiefergasreserven. Kohle wird in der Gegend ebenfalls in großem Stil gefunden. Aus dem Western Canada Sedimentary Basin kommen große Teile des kanadischen Exportvolumens der Rohstoffe. Logisch, dass hier eine Menge Unternehmen bereits aktiv sind. Sie treffen in der traditionellen Abbauregion auf eine entsprechend gute Infrastruktur, was die Arbeiten wesentlich erleichtert. Auch Schiefergasvorkommen werden erforscht, wenngleich Kanada in dieser Sparte weit hinter den USA zurück hängt. Doch das bringt entsprechendes Potenzial für die Unternehmen.

Einer der Konzerne, der im Western Canada Sedimentary Basin Projekte entwickelt, ist Nexen. Die Gesellschaft fördert weltweit kohlenstoffhaltige Energierohstoffe und gehört mittlerweile zur chinesischen CNOOC Limited. Das zeigt, dass in diesem Gebiet längst das finanzstarke "big business" Einzug gehalten hat. Weitere milliardenschwere Förderer in der Region sind unter anderem ExxonMobil, EnCana und Apache. Entsprechend interessant sind zum Beispiel Neuentdeckungen kleinerer Gesellschaften in dem Gebiet, die mit solchen Explorationserfolgen schnell das Interesse potenzieller Käufer auf sich ziehen könnten – mit entsprechend positiven Folgen für den Aktienkurs.

Gasförderung per Fracking findet allerdings auch in anderen Teilen Kanadas statt, die Lagerstätten sind dabei quer über das Land verteilt. Zu nennen sind hier unter anderem Gegenden in den arktischen Gebieten Kanadas, ferner andere bekannte Bergbauregionen im Yukon, den Northwest Territories und Quebec.