Bergbau: Wasserknappheit wird zum politischen Risiko

Um den Bedarf an Rohstoffen zu decken, müssen Minengesellschaften auf immer abgelegenere und oft unerschlossene Gebiete ausweichen, denn geologisch interessante Areale sind in der Nähe von gut erschlossenen Ballungsräumen kaum mehr zu finden. In Zeiten, wo Infrastruktur und Nebenkosten bei der Produktion immer größere Bedeutung gewinnen, spricht man zumeist über die hohen Energiekosten, jedoch den Wenigsten ist bewusst, dass Wasser ein lebensnotwendiges Infrastrukturgut ist, ohne dem weder eine Erforschung eines Gebietes noch ein Abbau von Rohstoffen möglich ist.

Will Thomson, Redakteur bei mining.com, hat recherchiert, zum Teil überraschende Erkenntnisse gewinnen können, und diese am 9. Juli 2013 veröffentlicht.

Bei der renommierten Kanzlei Ernst & Young wurden trotz des flauen Marktes alleine im vergangenen Jahr 136 neue Projekte registriert. Auch wenn die Wirtschaft derzeit etwas gedämpft erscheint, die Großproduzenten aktuell ihre Investitionen einschränken, so werden die jungen Unternehmen notwendig sein, denn der langfristige Ausblick auf stärkeren Rohstoffbedarf weltweit braucht adäquaten Nachschub.

Nicht überraschend ist es allerdings, dass die Entwicklung von Mineraldepots auf steigende Umweltbeachtung stößt. Weit mehr als die ohnehin schon immensen Hürden, die es von Behördenseite bislang zu meistern galt. Denn, wie schon oben erwähnt, befinden sich viele neue Projekte in abgelegenen Gegenden mit oft fehlenden Zugängen zu Flüssen, Seen oder anderen Wasserquellen. Und ohne Wasser, egal ob als Kühl- und Spülmittel für Bohrgeräte oder bei der Extraktion der Metalle aus dem Gestein, läuft im Bergbau so gut wie überhaupt nichts.

Bezeichnendes Beispiel Asien

Die asiatische Minenwelt sieht sich trotz ihrer vielen Ressourcen speziellem Risiko bei Wasser ausgesetzt. Dies deshalb, da die asiatische Regierung, vornehmlich China und Indien, verstärkt Augenmerk darauf legt, die Landwirtschaft und die Städte mit ausreichend Wasser zu versorgen. Alle Länder wie China, Indien, Afghanistan, Mongolei, die reich an Ressourcen und Bergbauaktivitäten sind, dachten dass sie genügend Potential hätten, aber leiden vermehrt an einer sich verknappenden Wasserverfügbarkeit in Verbindung mit stark zunehmender Stadtbevölkerung.

Auch wenn zum Beispiel in Afghanistan enorme Rohstoffvorkommen mit einem geschätzten Wert von mehr als 1.000 Milliarden USD schlummern, die Bergung der Bodenschätze würde die ohnehin schwierige Versorgung des Landes mit Frischwasser empfindlich belasten. Die Großmine Aynak als größte Kupfermine des Landes belastet durch ihren Wasserbedarf die gesamte Region Kabul, mit spürbaren Auswirkungen auf die Stadt Kabul, die durch ihren rasanten Einwohnerzustrom ohnehin schon Probleme hat, die Wasserversorgung zu gewährleisten.

In der Mongolei, einem durchaus minenfreundlichen Land, musste Rio Tinto für die Oyo Tolgoi – Kupfer- und Goldmine eine 70 km lange Pipeline errichten. Anders wäre keine Produktion möglich geworden.

Auf den Punkt gebracht

Künftige Minenprojekte werden verstärkt um Wasser kämpfen müssen. Es wird längere Behördenwege geben, verstärkte Umweltauflagen und schließlich werden höhere Kosten zu kalkulieren sein. Andernfalls würde die örtliche Bevölkerung die Last der Unterversorgung tragen.

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An die Investoren

Es wird zunehmend wichtig werden, das Risiko Wasser bei der Beurteilung von Projekten zu beachten. Sicher ist es nicht einfach, diese oft versteckten Kosten zu erkennen, aber sie sind ein bedeutender Posten auf der Kostenseite.

Statistik und Fakten

Global Water Intelligence, ein britisches Spezialunternehmen in Sachen Wasserversorgung im Bergbau, schätzt, dass die weltweite Minenbranche alleine im Jahr 2013 rd. 12 Mrd. USD für die Bereitstellung von nötigem Wasser investieren wird. Eine Steigerung von 56% gegenüber 2011, wo 7,7 Mrd. USD dafür aufgewendet wurden.

Moody berichtet, dass 70% der Großbetriebe ( BHP, Rio Tinto, Anglo American, Vale und Glencore-Xstrata ) in Ländern situiert sind, die entweder mit starken Wasserproblemen kämpfen ( 56% ) oder zumindest moderate Stress mit der Wasserversorgung haben ( 14%).

Hinzu kommt noch die Umweltbelastung bei der Wasserqualität von großen Minenbetrieben. Auch das wurde mittlerweile zu einem zentralen Thema bei den betroffenen Regierungen. Peru ist hierfür ein signifikantes Beispiel. Im April 2012 hat die Regierung die Weiterentwicklung der Tia Maria Mine ( ein Projekt von Southern Copper ) untersagt, da bei abnehmender regionale Wasserversorgung auch eine starke Belastung durch Verunreinigung festgestellt wurde. Der Entwicklungsstopp ist zunächst für ein Jahr ausgesprochen, wodurch der Produktionsbeginn nicht vor 2016 zu erwarten sein wird.

In der Zwischenzeit ist eine Umweltstudie nebst Wirtschaftlichkeitprüfung zu erstellen, die eine Pipeline von Meerwasser vorsieht, das vor Gebrauch erst durch geeignete Entsalzungsanlagen geführt werden muss. Die dafür anzusetzenden Kosten werden beträchtlich sein.

Beide, sowohl Anglo-American wie auch Freeport McMoran installieren bei ihren Chileprojekte Entsalzungsanlagen für ihren Wasserbedarf. Die dafür veranschlagten Kosten belaufen sich auf USD 96 Mio. bzw. USD 300 Mio. Das "World resource institute" schätzt, dass die Kosten einer ausreichenden Entsalzungsanlage für eine große Kupfermine bis zu USD 3,5 Mrd. betragen kann.

Ein jüngst veröffentlichter Artikel im " Emerging markets Monitor", einer internationalen Businesspublikation, spricht von Wasserkosten durch die Installation von Entsalzungsanlagen als notwendigen Maßnahmen, die dem 10-fachen der regionalen Wasserkosten entsprechen.

Es erscheint nun klar, dass die Minenbranche in Ländern mit Wasserknappheit zunehmend mit den regionalen Behörden wie auch mit Regierungen zu kämpfen haben wird. Dieser Trend ist jetzt bereits in Asien und Südamerika zu erkennen und wird sich künftig zu den bereits vorhandenen Problemen in Punkto Umweltauflagen noch verstärkt bemerkbar machen.

Die Originalnachricht in englischer Sprache kann hier nachgelesen werden: http://www.mining.com/web/the-growing-political-risk-to-miners-posed-by-water-shortages/