Neue Wege gegen steigende Rohstoffpreise

Aufgrund der hohen Rohstoffpreise suchen Firmen nach innovativen Lösungen und Konzepten, die richtigen Lösungen für die Preisanstiege zu finden und wenn möglich zum eigenen Vorteil auszunutzen. Vorgestern überraschte die US Fluggesellschaft Delta Airlines mit der Nachricht, dass man eine Raffinerie zum Preis von ca. 180 Mio USD gekauft hätte und weitere 100 Mio USD in die Revision der Anlage stecken würde, wobei man sich davon jährliche Einsparung in Höhe von 300 Mio USD bei den Treibstoffkosten verspricht. Neben den damit verbundenen Wettbewerbsvorteilen ist auch der Kaufpreis überraschend, würde sich diese Investition doch innerhalb von weniger als einem Jahr amortisieren. Ebenfalls überraschend ist die Tatsache, dass ein Unternehmen ein anderes Unternehmen kauft, welches nicht zum Kerngeschäft gehört, sondern in der Supply-Chain einen Schritt vorgelagert ist. Ähnliche Schritte sind bereits aus der Automobilindustrie bekannt, wo sich BMW und Volkswagen jeweils ein größeres Stück an dem Leichtbau-Spezialisten SGL Carbon gesichert haben. Neben dem in der Mobilfunkbranche tobenden Patentkrieg scheint der Zugang und die dauerhafte Sicherung von Rohstoffen zunehmend Bedeutung in den Unternehmensstrategien zu gewinnen.

Die Rohstoff-Knappheit bzw. extrem hohe Rohstoffpreise haben schon in der Vergangenheit immer wieder zu innovativen Lösungen geführt, wie ich es beispielsweise schon zum Thema Kohleverflüssigung und Kohlevergasung berichtet habe. Die ehemalige DDR war aufgrund der Tatsache, dass man Rohstoffe gegen knappe Devisen importieren musste, seinerzeit (quasi zwangsläufig) führend auf dem Gebiet des Recyclings und der Wiedergewinnung von Rohstoffen. Nachdem sich spätestens mit dem Aufschwung der Grünen auch in Westdeutschland in den 80er Jahren ein entsprechendes hervorgetan hat, ist Deutschland im Bereich des Recyclings auch heute noch eine der führenden Nationen.

Das Thema "Metalle der seltenen Erden" (auch oft vereinfacht als "Seltene Erden" oder Rare Earth Elements (REE) bezeichnet), deren massiver Preisanstieg sowie die Abhängigkeit von China hat dazu geführt, dass sich Forscher in der ganzen Welt Gedanken zu leistungsstarken Elektromotoren und Magneten machen, die ohne seltene Erde Metalle auskommen.

Mitte April vermeldete die Hitachi Ltd, sie entwickele Motorentechnik mit vergleichbarer Effizienz zu "Seltenen Erden" Motoren, jedoch ohne Verwendung derselben. Die ersten Motoren unter Verwendung der Technologie seien für industriellen Ventilatoren und Pumpen,die Technologie sei aber ebenso für Elektromotoren in Autos und andere Anwendungen geeignet. Seltene Erden-Materialien werden in einer Reihe von hocheffizienten Motoren verwendet, die Preise und die Verfügbarkeit der Materialien wären jedoch stark von China, dem weltweit führenden Anbieter, abhängig und würden möglicherweise manipuliert. Diese Abhängigkeit von China ist für die Industrie Ansporn, neue Technologien zu entwickeln, die auf eine Verwendung von Seltenen Erden-Materialien (weitestgehend) verzichten (wie der Hitachi Motor). Laut Medien-Berichte würden bei diesen Motoren nicht nur allgemein verfügbar Metalle benutzt, sondern sie würden auch die gleichen Wirkungsgrade wie Motoren mit Magneten aus seltenen Erden Materialien erreichen Die ersten industriellen Motoren mit dieser Technologie sollen bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2014 in den Handel kommen.

Seltene Erden werden in Zukunft weiterhin eine bedeutende Rolle in den Schlüsseltechnologien spielen. Es ist zumindest ermutigend, dass sie dank des Ingenieursgeistes zumindest nicht für alle Anwendungen, in denen sie heute Verwendung finden, unverzichtbar erscheinen.

Ihr Manuel Giesen