Die nächste Olympiade gehört Brasilien

Momentan blickt die Welt auf Europa, nicht nur wegen der aktuellen Maßnahmen zur Lösung der Euro-Schuldenkrise, sondern in positiver Hinsicht auf die Olympischen Spiele in London, die uns noch knapp zwei Wochen mit spannenden Wettkämpfen und Höchstleistungen begeistern werden. Die nächsten Olympischen Spiele werden dann 2016 in Brasilien stattfinden, wobei in der dazwischen liegenden Olympiade, also dem Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen, nicht nur Rio de Janeiro als ausrichtende Stadt von Investitionen in die Infrastruktur profitieren wird. Neben den Olympischen Spielen ist Brasilien schon 2014 Ausrichter der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft, wobei im Rahmen der Fußball WM an 12 Orten in Brasilien Partien ausgetragen werden.

Wenn man berücksichtigt, dass Brasilien schon heute die sechstgrößte Volkswirtschaft ist, die Wachstumsprognose aufgrund der demographischen Struktur und des bislang (zumindest im Vergleich zu den führenden Industrienationen) noch geringeren Durchschnittseinkommens von ca. 13.200 USD/ Jahr aber deutlich positiver als in den davor platzierten Staaten Frankreich und Deutschland sein dürfte, ist abzusehen, dass hier in absehbarer Zukunft neben China ein weiterer Wirtschaftsgigant heranwächst. Die Brasilienische Wirtschaft ist in der letzten Dekade im Durchschnitt mit ca. 3,7% pro Jahr gewachsen, wobei sich das Wachstum in der zweiten Hälfte sogar noch beschleunigt hat. Selbst im Jahr 2009 ist die brasilianische Wirtschaft trotz globaler Wirtschaftskrise nur um 0,2% geschrumpft.

Brasilien ist flächen- und bevölkerungsmäßig der fünftgrößte Staat der Welt und verfügt über große und vielfältige Rohstoffvorkommen. Der brasilianische Bergbaukonzern Vale gilt als das profitabelste Unternehmen Lateinamerikas und der größte Eisenerzproduzent der Welt. Neben Bergwerken und Verladehäfen gehört ihm auch ein Großteil des brasilianischen Bahnnetzes. Außer Eisenerz ist Brasilien reich an Mangan, Kohle, Nickel, Erdöl, Zinn, Silber, Diamanten, Gold, Uran und Erdgas. Brasilien ist mit einer täglichen Fördermenge von ca. 2,1 Millionen Barrel einer der bedeutenden Erdölfördernationen. Neben der Förderung von fossilen Brennstoffen ist Brasilien führend in der Gewinnung von Bio-Ethanol aus Zuckerrohr. Aufgrund der vielfältigen und umfangreichen Vorkommen ist Brasilien weitestgehend in der Lage, den eigenen Rohstoffbedarf im Inland zu produzieren und als Exporteur am Weltmarkt aufzutreten.

Während die sogenannten "Metalle der seltenen Erden" und deren Abhängigkeit von China bereits ausgiebig in der Presse diskutiert wurden, möchte ich kurz auf das Metall Niob eingehen. Niob wird als Legierungszusatz in der Stahlindustrie verwendet, um die Festigkeit und Zähigkeit von Stahl zu steigern. Ansonsten wird Niob u.a. in der Halogen-Lichttechnik und in der Lasertechnologie eingesetzt. Zudem gehört Niob zu den Materialien, die in der Herstellung von Supraleitern eine hohe Bedeutung spielen, kurzum ein absolutes High-Tech-Metall. Dabei stammen von der globalen Jahresproduktion von ca. 75.000t mehr als 80% aus brasilianischer Produktion. Um sich hier rechtzeitig den Zugriff auf die Rohstoffe zu sichern, haben sich die Chinesischen Partner Taiyuan Iron and Steel Group, Citic Group und Baosteel Group Corp im Herbst 2011 mit ca. 15% am weltgrößten Niob-Produzenten, der brasilianischen Companhia Brasileira de Metalurgia e Mineracao (CBMM) beteiligt.

Brasiliens Wirtschaft ist jedoch nicht nur durch den Agrarsektor und den Regenwald, die Rohstoffvorkommen und den Tourismus getragen, Brasilien ist längst auch als Industrienation international wettbewerbsfähig. So ist der brasilianische Flugzeughersteller Embraer, der sich auch kleine Regional- und Firmenjets spezialisiert hat, hinter Boeing und Airbus zur weltweiten Nummer drei aufgestiegen. Embraer hat weltweit Anerkennung gefunden, so gehört beispielsweise auch die deutsche Lufthansa zu den Kunden von Embraer. Brasilien ist nicht nur die unbestrittene Nummer 1 in Südamerika, sondern gewinnt auch global immer mehr an Bedeutung. Seit dem Ende der Militärherrschaft 1985 wurden umfangreiche Reformen umgesetzt, was deutlich zum Aufschwung beigetragen hat. Eine der größten Herausforderungen für Brasilien bleiben die großen sozialen Unterschiede zwischen der schlecht ausgebildeten, teils extrem armen Bevölkerungsmehrheit und einer gut gebildeten, wohlhabenden Bevölkerungsminderheit. In den nächsten 4 Jahren sind die Augen der Weltöffentlichkeit auf Brasilien gerichtet. Hoffen wir, dass das Land weitere notwendige Reformen, insbesondere in der Sozial- und Bildungspolitik, einleiten wird und sich im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft und der nächsten Olympischen Spiele von seiner besten Seite zeigt.

Ihr Manuel Giesen

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