Das Märchen von der sicheren Geldanlage

Es war einmal ein Anlageberater, der war sehr erfolgreich. Tagein, tagaus erzählte er seinen Kunde die Geschichte von der sicheren Geldanlage, von einer Anlage in Staatsanleihen von Ländern mit höchster Bonität, oder von der Anlage in Immobilien, sei es "in den eigenen vier Wänden" oder in offenen Immobilienfonds. Aktien- und Aktienfonds hingegen seien aufgrund ihrer Schwankungen riskant und Gold und andere Edelmetalle würden bekanntlich keine Zinsen zahlen.

So empfahl der Anlageberater vermeindlich sichere Staatsanlagen in Euroländern, in denen auch das Wechselkursrisiko entfällt, wie beispielsweise deutsche Staatsanleihen, bieten heute jedoch Zinsen, die unter der Inflationsrate liegen. So wird das Geld zwar nicht direkt weniger, aber die Kaufkraft des Vermögens sinkt von Jahr zu Jahr. Keine wirklich sichere Art, sein Vermögen zu erhalten. Bereits zweimal haben die Deutschen im letzten Jahrhundert ihr Geldvermögen durch Währungsreformen verloren, und bei einem weiteren Ausufern der Schuldenkrise bleiben wohl nur Staatspleiten oder massive Inflation, und die Besitzer von Geldvermögen sind in beiden Fällen die Dummen.

Die eigenen vier Wände mögen zwar das Lebensgefühl steigern, als Anlageobjekt sind die eigenen vier Wände, wenn man die Zinsbelastung beim Erwerb , laufende Kosten sowie die Kosten für notwendige Renovierungen mitrechnet, meist mit einem negativen Zinssatz behaftet. Möchte man seine Immobilien nicht zu jedem Preis und ggf. mit hohem Verlust veräußern, so kann es eine ganz Zeit dauern, bis man das Haus oder die Wohnung verkauft bekommt. Als sichere Anlage scheidet die eigenen vier Wände also auch aus.

Offene Immobilienfonds wurde lange Zeit als sichere Anlage beworben, die zudem jederzeit verfügbar ist. Spätestens nachdem gestern bezüglich des SEB Immoinvest P bei einem weiteren, großen, offenen Immobilienfond die Entscheidung gefallen ist, dass dieser liquidiert werden muss, ist das Vertrauen in solche Fonds endgültig dahin. Dabei weisen offene Immobilienfonds aus meiner Sicht schon in ihrer Grundkonzeption einen gravierenden Mangel auf. Jeder, der selbst eine Immobilie besitzt, weiß, dass Immobilienbesitz und tägliche Verfügbarkeit des Kapitals an sich ein Widerspruch sind. Ein offener Immobilienfond wird zwar in der Regel eine gewisse Liquidität vorhalten, und solange nur einzelne Anleger an ihr Geld wollen, können deren Anteile zurückgenommen und aus den liquiden Mitteln des Fonds ausgezahlt werden. Sobald jedoch eine leichte Verunsicherung auftritt und nicht nur einzelne Anleger ihr Geld abziehen wollen oder müssen, kann der offene Immobilienfond gar nicht schnell genug über zusätzliche liquide Mittel verfügen. Die vorläufige Aussetzung der Rücknahme ist die logische Konsequenz, was zur weiteren Verunsicherung führt und den Drang der Anleger erhöht, ihr Geld abziehen zu wollen. Dieser Teufelskreislauf kann selten bis gar nicht durchbrochen werden, was in der Regel in der Abwickelung und Liquidation des Immobilienfonds führt, welches für den Anleger meist mit entsprechend hohen Verlusten verbunden ist, da es für den Fond nach Bekanntwerden der Tatsache, dass der Fond liquidiert werden muss, umso schwieriger wird, entsprechende Preise für die Bestandsimmobilien zu erzielen.

Wenn nun als weder festverzinsliche Wertpapiere, noch Immobilien, noch Aktien als sichere Anlage überzeugen können, was bleibt dann noch? Nun, zunächst einmal sollten sie das blinde Vertrauen in Berater jeglicher Art vermeiden und jedes Investment kritisch bezüglich Risiken und Chancen hinterfragen. Seien Sie mutig und nehmen Sie ihr Geld selbst in die Hand. Glauben Sie nicht an das Märchen von der vermeidlich sicheren Geldanlage und legen Sie ihr Geld in unterschiedlichen Investmentklassen an. Während sich der Aktienmarkt im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends sehr schwach entwickelt hat und beispielsweise der Dax noch immer deutlich unter dem Hoch Anfang 2000 notiert, haben sich die Rohstoffpreise, beispielsweise für Rohöl oder Kupfer, teils mehr als verfünffacht. Wenn sich der eine Weg als steinig und der nächste Weg als kompletter Irrweg erweisen, öffnet sich irgendwo eine neue Tür und es entstehen ganz neue, ungeahnte Chancen.

Warum sollten Sie jetzt in Rohstoffe und Rohstoff-Aktien investieren? Nun, wie ich schon geschrieben habe, ist auch diese Anlageklasse mit entsprechenden Risiken behaftet. Sie bietet gerade in Zeiten wachsender Weltbevölkerung und endlicher Rohstoff-Resourcen jedoch auch Chancen. Während Gold keine Zinsen zahlt, so verdienen Goldproduzenten gerade in Krisenzeiten, in denen Gold als sicherer Hafen gefragt ist, viel Geld und zahlen entsprechende Dividenden. Die Nachfrage nach Öl, Kupfer, Eisen, aber auch Düngemitte, Baumwolle oder Weizen wird wohl parallel mit der Weltbevölkerung weiter wachsen.

Ich persönlich vergleiche die Geldanlage gern mit dem Aufstellen einer Fußballmannschaft. Dort gibt es einen Torwart, Verteidiger, Mittelfeldspieler und Angreifer. Wenn es gut läuft, trägt jeder Mannschaftsteil seinen Beitrag zum gemeinsamen Erfolg bei. Niemand käme auf die Idee, eine Mannschaft mit 11 Torleuten oder 11 Stürmern aufzustellen. Stellen Sie auch bei der Geldanlage ihr "Dreamteam" zusammen und beurteilen Sie regelmäßig die Leistung ihrer "Spieler".

Ihr Manuel Giesen