Blei: Von Autos und einem populären Irrtum

Blei: Von Autos und einem populären Irrtum

Der Ruf ist alles andere als gut: Blei ist ein als giftig eingestuftes Schwermetall. Lange Zeit waren die Gefahren des Rohstoffes den Menschen entweder unbekannt oder wurden nicht ernst genug genommen. Die Nutzung von Blei zum Beispiel in Trinkwasserrohren hat trotz der Gesundheitsgefahren bis weit ins 20. Jahrhundert angehalten. Zuvor hat die Nutzung des Bleis durch den Menschen eine jahrtausendelange Tradition aufgebaut. Schon viele Jahrhunderte vor dem Jahr Null der christlichen Zeitrechnung wurden aus dem Metall Geschosse, Vasen, Plomben und vieles mehr hergestellt. Nur im Bleistift ist es trotz des Namens nicht enthalten. Der Name geht auf einen Irrtum zurück, denn das genutzte Graphit hielt man ursprünglich einmal für ein Bleierz.

Obwohl das Blei aufgrund der Gesundheitsgefahren mittlerweile aus einigen Bereichen des Lebens verschwunden ist, gehört der Rohstoff weiter zu den wichtigsten Nicht-Eisenmetallen, die gefördert werden. Die Bleiproduktion findet mit bedeutender Größe weltweit auf vielen Kontinenten statt. Die Förderung ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, geht aus den Zahlen des U.S. Geological Survey hervor. Auf rund 11 Prozent auf 5,2 Millionen Tonnen beläuft sich der Anstieg, für rund die Hälfte davon ist China verantwortlich.

Knapp 50 Prozent der Weltförderung des Jahres 2012 kommen damit aus China, so die aktuellen Zahlen des U.S. Geological Survey. Mit weitem Abstand folgt Australien mit rund 12 Prozent Weltmarktanteil auf Platz zwei, hat aber die bisher höchsten bekannten Reserven. Mittlere einstellige Prozentsätze am Weltmarkt weisen zudem Mexiko, Peru und die USA auf. In Europa sind vor allem Irland, Polen und Schweden wichtige Förderer, aber ihr Anteil am Weltmarktvolumen ist klein. Neben der Gewinnung des Rohstoffes aus Erzen hat das Recycling von Blei eine große Bedeutung bei der Versorgung der Wirtschaft mit dem Rohstoff.

Bei der Förderung des Bodenschatzes spielt vor allem das Mineral Galenit eine Rolle, das auch unter der Bezeichnung Bleiglanz bzw. als Bleisulfid bekannt ist. Der Ausgangsstoff für die Bleiproduktion wurde bereits von Babyloniern und Römern weiterverarbeitet. Galenit hat einen sehr hohen Bleigehalt, allerdings auch wesentliche Anteile von Silber, spielt damit auch im Silberbergbau eine wesentliche Rolle. Nach der Förderung wird das Bleierz in einem mehrstufigen Verfahren zu Blei veredelt.

Wer sich mit Geldanlagen in Blei beschäftigt, muss sich auch mit den Gefahren des Rohstoffes auseinander setzen, denn diese beschränken die Einsatzbereiche und könnten auch zukünftig für Verschiebungen in der Nutzung sorgen. Das Verbot von bleihaltigen Kraftstoffen zeigt eine solche Verschiebung deutlich. Die Gefährlichkeit des Bleis für Lebewesen liegt dabei vor allem darin, dass es im Körper diverse Enzyme hemmt und damit die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff stört. Zudem reichert es sich im Körper an, da Blei nur sehr langsam ausgeschieden wird.

Die Gesundheitsgefahren des Bleis haben den Rohstoff aus einigen Bereichen der Wirtschaft verdrängt. Populäres Beispiel ist das Benzin. Verbleiter Kraftstoff ist mittlerweile verboten, doch Blei bleibt ein wichtiger und breit genutzter Rohstoff.

Das gilt vor allem unverändert für die Automobilbranche, die der wichtigste Blei-Verbraucher ist. Rund 60 Prozent des weltweiten Bleikonsums sollen in diesem Wirtschaftszweig stattfinden, von Land zu Land kann dieser Prozentsatz aber deutlich höher ausfallen. So stammt zum Beispiel der Bleiverbrauch in den USA, weltweit einer der wichtigsten Verbraucher des Rohstoffs, zu 86 Prozent aus der Batteriebranche und hier vor allem aus dem Bereich der Automobilzulieferer, so die Zahlen des U.S. Geological Survey für das Jahr 2012.

Daher ist es kein Wunder, dass mit Staaten wie China, Deutschland, Japan und den USA vor allem Länder mit hohen Autoproduktionszahlen für den Großteil des weltweiten Bleikonsums verantwortlich sind. Der Rohstoff findet sich dabei vor allem in den Autobatterien, in denen er die Elektroden stellt. In der Reparatur von Karosserien hat Blei dagegen seine Bedeutung völlig eingebüßt. Durch die dominierende Nutzung des Rohstoffs in der Autoindustrie ist die Nachfrage allerdings stark konjunkturell geprägt. Die Autobranche und hier insbesondere die Nutzfahrzeugproduktion sind anfällig für Schwankungen der Wirtschaft und damit der Konsumenten. Langfristig allerdings kann man von Wachstumsimpulsen beim Autoabsatz ausgehen, unter anderem aufgrund der explosiven Entwicklung in Märkten wie China und Indien. Das dürfte sich entsprechend auf die Bleinachfrage auswirken, wenn es nicht zu Substitutionseffekten kommt.

Die hohe Dichte des Materials macht Blei auch geeignet für den Strahlenschutz. Hier kann es zur Abschirmung gegen Gamma- oder auch Röntgenstrahlungen genutzt werden. Für Bleiglas oder Schutzschürzen für Patienten und Personal beim Röntgen in der Medizin wird das Schwermetall verwendet, ebenso unter anderem in Laboren, wo es radioaktive Strahlenquellen abschirmen und so das Laborpersonal schützen soll. Die Abschirmung gegen und von Strahlungen sowie korrosionsschützende Eigenschaften macht das Blei auch für den Bau von Apparaten geeignet.

Insgesamt weist der Werkstoff Blei ein breites Spektrum von weiteren Einsatzbereichen auf, die kaum abschließend aufzuzählen sind, ohne den Rahmen zu sprengen. Die Möglichkeiten gehen vom beliebten Bleigießen zu Silvester über die Nutzung als Schwingungsdämpfer und Schalldämpfer oder auch schlicht als Gewicht bis hin zur Ummantelung von Kabeln oder als Rohstoff in der Glasindustrie. Blei wird zudem in verschiedenen Metalllegierungen genutzt, unter anderem im Hartblei. Nicht zuletzt findet der Rohstoff seine Verwendung in der Militärtechnik bzw. bei der Munitionsproduktion, hier traditionell unter anderem beim Schrot, aber auch bei anderen Geschossen. In vielen Bereichen versucht man allerdings, das Blei durch andere Materialien zu ersetzen, um die negativen Umwelteinflüsse des Rohstoffes auszuschalten.