Die Entwicklung des Automobils - Einfluss auf die Rohstoffmärkte

Die erste bedeutende Automobilmesse des Jahres, die Detroit Auto Show, hat den Besuchern ganz klar zu erkennen gegeben: Amerika ist zurück! Statt spritsparender Modelle mit Diesel oder Elektroantrieb standen wieder die großen SUV, Pick-up Trucks und hochmotorisierte Sportwagen im Mittelpunkt der Show. Ein positives Signal an die Automobilhersteller, aber auch an die gesamte Wirtschaft. Die Signale stehen auf Wachstum.

Ist die allseits diskutierte Zukunftstechnologie des Elektroautos also vorerst gescheitert? Um diese Frage zu beantworten, ist ein kurzfristiges Stimmungsbild sicherlich nicht geeignet. Ein wichtiger Treiber für das neue "Think Big" in den USA ist sicherlich die Gewinnung von Erdöl und Erdgas mittels Fracking. Durch diese, in mehreren Artikeln bereits ausführlich besprochene Technologie wird die Förderung von Erdöl und Erdgas in den USA wieder konkurrenzfähig, dank neuer Fördertechniken und zunehmender Exploration rechnet man damit, dass die USA bis zum Jahre 2030 wieder unabhängig von ausländischem Erdöl werden. Schon jetzt ist der Benzinpreis wieder weit von seinen Höchstständen entfernt, bei ca. 0,60 Euro/Liter verlieren Technologien wie Diesel-, Hybrid- und Elektroantrieb in den USA an Bedeutung. Auch wenn das Thema Elektromobilität damit nicht beendet ist, so dürfte die Förderung und Unterstützung hier deutlich nachlassen, was das Thema "Elektroauto" um viele Jahre zurückwerfen wird. Nachdem die Nachfrage bislang (auch aufgrund der noch wenig ausgereiften Batterietechnologie) sehr gering ist, haben erste Automobilhersteller bereits das Angebot ihrer Elektrofahrzeuge reduziert.

Brechen nun schwere Zeiten für die Produzenten und Explorer von Lithium und Kupfer an, die sich von der Elektromobilität ein großes Geschäft erwartet haben? Ganz sicher nicht! Denn bislang ist der Bedarf für Lithium-Ionen-Akkus auch ohne die Automobilindustrie stetig gewachsen. Die immer noch steigende Zahl von Smart-Phones, Tablet-PC’s, Digitalkameras und sonstiger mobiler Unterhaltungsgeräte ist hier kurzfristig viel bedeutender, als die ersten Elektrofahrzeuge. Eine schnelle Elektromobilisierung würde zu Engpässen und Preissprüngen beim Lithium führen, was die Kosten für diese momentan wirtschaftlich noch nicht konkurrenzfähige Technologie weiter erhöhen würde.

Die Bedeutung der Elektromobilität für den Kupfermarkt ist relativ gering. In Zeiten, in denen sich der Markt aber ohnehin in einem Angebotsdefizit befindet, können aber auch kleine, zusätzliche Nachfrage-Impulse den Preis nach oben treiben. Trotz zunehmendem Leichtbau in der Automobilindustrie steigt der Anteil an Kupfer im Fahrzeug auch ohne Elektroantrieb durch immer neue, zusätzliche Komfort-, Sicherheits- und Entertainment-Extras, auch die Entwicklung von leistungsstarken, sparsamen Verbrennungsmotoren sowie sich weiter verschärfende Abgasnormen führen zu einem verstärkten Einsatz von Elektronik im Fahrzeug und somit zu einem höheren Kupferbedarf.

Sehr interessant in Bezug auf die Elektromobilität dürfte wieder einmal die Entwicklung in China sein. Nach dem rasanten wirtschaftlichen Wachstum des vergangenen Jahrzehnts sind viele chinesische Großstädte an den Rand der erträglichen Umweltbelastung (und teilweise schon deutlich darüber hinaus) gelangt. Das Thema Umweltschutz wird somit zwangsläufig eine deutlich größere Rolle als bisher spielen und könnte sich zu einem neuen Wachstumstreiber entwickeln. Gerade für den Stadtverkehr in großen Metropolen bietet die Elektromobilität Chancen, so dass der Markt für Elektrofahrzeuge in diesen Regionen möglicherweise deutlich schneller als in den klassischen Fahrzeugmärkten in Europa und Nordamerika wachsen wird.

Ihr Manuel Giesen