Ansätze für Bewertungen von Goldexplorern - Teil 2

In "Ansätze für Bewertungen von Goldexplorern – Teil 1" haben wir 3 Aspekte beleuchtet, die helfen können, die Suche nach Erfolg versprechenden Minengesellschaften im Entwicklungsstadium zu vereinfachen. Um den Blickwinkel für die eigenen Überlegungen zu erweitern, stellen wir im 2. Teil weitere Ansätze dar, die zusammen mit den Aspekten aus Teil 1 geeignet sind, die Auswahl weiter einzugrenzen.

Es sind dies die Punkte:

  • 1.) Metallgehalt je Tonne Gestein
  • 2.) der Peer-Vergleich
  • 3.) der Unternehmenswertvergleich

Wie schon im Teil 1 festgehalten, ist es überaus komplex, sich bei der Unmenge an existierenden Minengesellschaften einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Gesellschaften eventuell für ein eigenes Investment in Frage kämen. Die bisher und auch heute aufgezeigten Methoden umfassen lediglich die mathematischen Ansätze für eine Bewertung, nicht jedoch wesentliche Punkte wie Erfahrung des Managements, politische Lage, Genehmigungsproblematiken, Gesamtkostenlage für Produktion und vieles mehr. Dies bedarf einer eigenen Betrachtung.

1.) Metallgehalt je Tonne Gestein

Gehen wir davon aus, dass es kaufmännisch ertragreicher sein muss, wenn man eine Ware kostengünstiger herstellen kann als der Mitbewerber, wenn der Verkaufspreis für die Ware vom Markt für alle gleich vorgegeben ist. Gehen wir weiters davon aus, dass es in Summe teurer ist 5 Gramm Gold zu produzieren, wenn diese 5 Gramm sich in 5 Tonnen Gestein und nicht in einer einzigen Tonne befinden. Das Graben, Ausbringen des Materials, der Transport zur Mühle und nicht zuletzt die Kosten des Mahlens und der weiteren Verarbeitung sind zwangsläufig anfallende Kosten einer Produktion, und die bestimmen in hohem Maße die Rentabilität des Unternehmens mit.

Auch wenn hier, wie in jedem bislang angeführten Beispiel, natürlich Unschärfen enthalten sind, so dient die Bestimmung des Metallgehaltes zum besseren eigenen Verständnis.

Da sich unser "Explorer X" aus dem ersten Teil noch nicht in Produktion befindet, so können Betrachtungen über Produktionskosten, Kosten der Anlage hier entfallen. Somit verbleibt die Betrachtung des Metallgehaltes als relativ einfache Übung.

Der Einfachheit halber gehen wir auch davon aus, dass das Unternehmen eine reine Goldliegenschaft bearbeitet und keine Nebenprodukte wie Kupfer, Silber oder andere Metalle im gleichen Boden beherbergt.

"Explorer X" besitzt also 850.000 Unzen Gold in der angezeigten und vermuteten Ressource, wobei wir auch hier vereinfacht beide Ressourcenteile vereint betrachten.

Nehmen wir für unser Rechenbeispiel folgende Werte an, die die 850.000 Unzen ergeben:

  • die indicated Ressource besteht aus 3,091.813Tonnen zu je 2,85g Gold pro Tonne, und
  • die inferred Ressource besteht aus 4,801.998 Tonnen zu je 3,67g Gold pro Tonne.

Solche Angaben befinden sich auf jeder Homepage eines Unternehmens, wie auch in jeder veröffentlichten Präsentation und sind somit leicht zu finden.

Die Unze Gold enthält exakt 31,1g Goldgewicht. Der für unser Beispiel angenommene Goldpreis am Markt liegt bei $ 1.750,- je Unze Gold.

Damit haben wir genügend Angaben für unsere Berechnung.

850.000 Unzen Gold entsprechen 26,435.000 Gramm Gold. Somit verteilen sich diese auf 7,893.811 Tonnen Gestein ( Summe aus indicated und inferred )

26,435.000 Gramm Gold oder 850.000 Unzen ergeben einen Verkaufswert von $ 1,487.500.000,-, den das Unternehmen bei vollkommener Ausbeutung der Bodenschätze erzielen könnte.

Setzt man nun diesen ermittelten Verkaufswert in Relation zur Gesteinsmasse von 7,893.811 Tonnen, so erhält man den Metallwert je Tonne Gestein. In unserem Fall beträgt dieser Wert $ 188,44 oder gerundet $ 188,-,auch wenn diese Schätze noch im Boden liegen.

Ist das nun viel oder wenig?

Nun, vorweg genommen, ist unser hier ermittelter Wert ein unterer Durchschnittswert für eine Tagebaumine mit einfach zu verarbeitenden Sedimentgestein. Der Wert kann als hoch, werthaltig oder wirtschaftlich angesehen werden, wenn die künftig abzubauenden Gesteinsmengen nicht extrem hart wie Quarz und somit nicht unter Aufwendung von hohen Energiemengen gemahlen werden können. Tagebaumine deshalb, da die Aufwendungen zur Goldgewinnung kostengünstiger sind als bei einer Untertagemine mit dem Vortrieb von Stollen, komplizierten Bergbaumethoden und Einsatz von teuren technischen Geräten wie Bohrlafetten, Untertage-LKWs, u.s.w.

Auch die geologische Beschaffenheit des Gesteins ist ausschlaggebend für die Produktion und dem Rückschluss auf die Wertigkeit. Wir haben deshalb im Beispiel die VMS-Geologie angeführt, da sie neben dem Goldvorkommen in quarzhaltigen Schloten die meistverbreitete Vorkommensart darstellt.

VMS bedeutet massive volcanic sediments und entspricht einer Ablagerung durch vulkanische Tätigkeit, welche generell zu den "weicheren" Gesteinsformationen zählt.

Um den Blick zu schärfen nehmen wir als Bewertungsansatz für Tagebauminen vereinfacht folgende Metallwerte je Tonne Gestein:

Bis $ 150,- Metallwert je Tonne Gestein = grenzwertig niedrig und wirtschaftlich fraglich.

$ 150,- bis $ 350,- = in diesem Bereich bewegen sich die meisten Unternehmen. Über $ 350,- = guter Metallwert für Minen im angestrebten Tagebaubetrieb

Kommen bei der Goldproduktion weitere Metalle ( byproducts ) hinzu, so müssen diese separat, aber in gleicher Form, bewertet und dem Goldwert je Tonne hinzu addiert werden.

Für schwierigere geologische Voraussetzungen wie härteres Gestein, mehr Abraum, oder sonstige Erschwernisse bei Untergrundtagebau sollte man zu den obigen Werten einen Aufschlag von rd. 30% bis 40% für die eigene Bewertung vornehmen.

Aber Achtung: Wenn hochwertige Nebenprodukte im Boden enthalten sind, die den rechnerischen Metallwert pro Tonne Gestein extrem in die Höhe treiben ( kann gut und gerne auch mal an die $ 800,- betragen), so muss man sich bewusst machen, dass durch die verschiedenen Gewinnungsverfahren bei unterschiedlichen und nicht gemeinsam zu verarbeitenden Metallen und der damit verbundenen Mehrkosten diese Werte wieder relativiert werden.

Wir können daraus auch erkennen, warum es in Zukunft bei fallenden Goldgehalten bei Neufunden immer schwieriger werden wird, neben steigenden Kosten auch wirklich wirtschaftlich zu produzieren. Aus technischer Sicht liegen die heutigen Grenzen bei rd. 0,5g je Tonne bei einem angenommenen cut-off-Gehalt bei der Verarbeitung von 0,3g/Tonne. Wir nähern uns künftig immer mehr den Grenzbereichen, die nur dann Wirtschaftlichkeit versprechen, wenn der Goldpreis dementsprechend nach oben tendiert.

2.) Der Peer-Vergleich

Der englische Ausdruck "Peer-Vergleich" ist nichts anderes, als die Gegenüberstellung ähnlicher Unternehmen in Details wie Anzahl der Aktien, Marktwert, Ressource nebst Graden und einiger anderer, jeweils unterschiedlicher Faktoren.

Da jedoch in vielen Präsentationen von Unternehmen gerne das eigene Unternehmen anderen gegenübergestellt wird, die zwar teilweise in der Nähe liegen, oder aber ähnliche geologische Verhältnisse aufweisen, aber in gänzlich anderen Ländern mit teils unterschiedlichen Voraussetzungen liegen, so sind diese Peer-Vergleiche zwar grundsätzlich hilfreich, aber in ihrer Aussagekraft dennoch teilweise mangelhaft.

Hier ist es empfehlenswert, durch eigene Recherchen Unternehmen aus der gleichen Region mit gleichen oder ähnlichen geologischen Voraussetzungen zu suchen, was nicht sehr schwierig ist, da sich in einem goldhaltigen Gebiet zumeist mehrere Unternehmen mit gleichen Interessen angesiedelt haben.

Hat man nun 2, 3 oder im besten Falle mehr Unternehmen gefunden, so können mit den gleichen Rechenmethoden, wie hier bisher beschrieben, deren Bewertungskriterien ermittelt werden und so dem eigenen Kandidaten gegenübergestellt werden.

Diese Methode hat 2 wesentliche Vorteile:

  • 1.) ist die Bewertungsbasis fair, da alle die überwiegend gleichen Voraussetzungen für einen Vergleich bieten, und
  • 2.) trifft man dabei nicht selten auf noch unbekannte und möglicherweise besser aufgestellte Unternehmen für die eigene Auswahl.

Dieser Bewertungsansatz ist kein mathematischer, dafür aber ein wesentlicher Blickwinkel für die eigene Entscheidungsfindung.

3.) Der Unternehmenswertvergleich

Im üblichen Gebrauch entspricht der Unternehmenswert im weitesten Sinne der Marktkapitalisierung, also der Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert mit dem aktuellen Aktienkurs. Auch wenn wir noch Bilanzdaten wie Schulden, Kassenstand, Anlagenwerte und weitere Faktoren berücksichtigen müssten, so verbleiben wir auch hier im vereinfachten Schema für ein besseres Verständnis.

Warum machen wir diesen Vergleich?

Ganz einfach deswegen, weil wir erkennen wollen, ob ein Unternehmen derzeit als günstig oder teuer zu bewerten ist, was ja schlussendlich auch ein wichtiges Investitionskriterium darstellt.

Wie ist hier am Besten vorzugehen, um möglichst viele Faktoren zu berücksichtigen? Die Basis dafür haben wir ja hier in den beiden Teilen ausführlich gelegt.

Wir können hier aus eigener Erfahrung die Verteilung eines Punkte- oder Sternchenrasters empfehlen, wo wir für die Kriterien in-situ-Wert, IRR, Findungskosten, Metallwert des Gesteins und dem Vergleichsergebnis der Unternehmen jeweils 3 Punkte für den Besten, 2 für den Nächsten und 1en Punkt für den Drittgereihten der jeweiligen Kategorie vergeben.

Das hat in Summe den Vorteil, dass nicht nur der reine vereinfachte Unternehmenswert für die eigene Beurteilung herangezogen werden muss, sondern auch viel von der Qualität der Liegenschaft an sich sowie der des Managements in der Gesamtaussage vereint wird.

Die Veranschaulichung durch dieses Raster zeigt, dass unter Umständen das Vergleichsunternehmen 1 dem Wunschkandidaten "Explorer X" vorzuziehen wäre.

Wir sagen ausdrücklich "unter Umständen und wäre", denn wie bereits mehrfach betont, sollten für eine endgültige Beurteilung noch die Aspekte Management, politische Lage, Infrastruktur, u.s.w. unbedingt mit einfließen.

Fazit:

In Verbindung mit den Beurteilungskriterien aus Teil 1 sind nun wesentliche rechnerische Vergleichsmöglichkeiten vorhanden, die es jedem erlauben, für sich selbst Untersuchungen anzustellen und mehr Sicherheit für seine Entscheidungen zu erlangen. Wir legen diese Eigenuntersuchungen deshalb jedem nahe, da man sich dadurch wesentlich vor vielfach praktizierten Fremdeinflüssen ( Pusherbriefe ) schützen kann, denn nichts ist wahrheitsgetreuer als die Ergebnisse, die man selbst ermittelt hat.