Südafrika: Die Situation bleibt kritisch

Eigentlich hatte man erwartet, dass sich die Situation im südafrikanischen Bergbau nach der Einigung im Platinsektor entspannen würde. Doch das Gegenteil ist der Fall. Noch immer wird trotz dieser Einigung eine Reihe von Platinminen bestreikt. Hinzu kommen inzwischen auch Streiks auf zahlreichen Goldminen. Ferner haben sich die Streiks auf die Diamanten- und Eisenerzbranche ausgeweitet. Mindestens 22 Minen in fast allen Teilen des Landes sind inzwischen von den Ausständen betroffen. Über die wirtschaftlichen Verluste kann man nur spekulieren.

Gleiches gilt auch für die Motivation hinter einigen Streiks. Teils laufen sie ohne gewerkschaftliche Beteiligung ab, teils versucht die eine Gewerkschaft die andere Arbeitnehmervertretung auszustechen. Bisweilen werden gar keine Lohnforderungen erhoben oder diese liegen so hoch, dass sie nur noch lächerlich wirken. Eine Verdreifachung der Löhne kann keiner erwarten. Man kann also bei den Streiks auch politische Motive vermuten, obwohl dies so kaum einer sagt.

Im Dezember muss sich Präsident Jacob Zuma zur Wahl stellen, es geht um den Vorsitz im ANC. Der Vorsitzende der stärksten Partei des Landes hat automatisch das Zugriffsrecht auf das Präsidentenamt. So mancher sieht daher hinter den Streiks ein Komplott gegen Zuma. Vor allem der ehemalige ANC-Jugendaktivist Julius Malema schürt das Feuer. Es würde also nicht wundern, wenn die Streiks bis zum Parteitag des ANC nicht abebben, um den Druck auf Zuma zu erhöhen.