Kolumne von Ingrid Heinritzi

Erdgas gefragt wie nie

In den USA wurde im November soviel Erdgas wie noch nie in den letzten 10 Jahren produziert. Den Konsumenten aus Ami-Land gefällt dabei besonders der Preis. Einzig in Europa schwächelt die Nachfrage.

Wie die EIA, das US-Energieministerium, berichtete – wie immer mit rund zwei Monaten Zeitverzug – haben die USA im November einen neuen Rekord bei der Erdgasproduktion erreicht. Während zwischen Januar und November 2012 die Zahl der herkömmlichen Gas-Explorationsbohrungen von 809 auf 424 nach unten ging, stieg die Zahl an Fracking-Bohrungen in den amerikanischen Gasregionen stark an.

Da Gas im Vergleich zu anderen Energierohstoffen derzeit extrem günstig ist, wurde naturgemäß die Verwertung in den USA vorangetrieben. In Japan hingegen resultiert der erhöhte Gasverbrauch von der Atomkatastrophe in Fukushima, trotz des dort sehr hohen Gaspreises. Denn immerhin mussten dort 30 Prozent des Strombedarfes nach der Abschaltung der Kernkraftwerke zusätzlich durch Gas abgedeckt werden. Die Gründe für die global steigende Gasnachfrage – mit Ausnahme Europas – hat also verschiedene Gründe.

Der neue japanische Regierungschef Abe könnte die Atomkraft wieder populärer machen, was zu einem geringerem Gasbedarf führen dürfte. In China dagegen steigt die Nachfrage nach Gas stark an. Diese war in 2012 bereits dreimal so groß (147 Milliarden Kubikmeter) als drei Jahre zuvor. Bis zum Jahr 2020, vielleicht auch schon einige Jahre früher aufgrund Chinas Infrastrukturinvestitionen, wird ein jährlicher Gasbedarf Chinas von rund 300 Milliarden Kubikmeter prognostiziert.

Von Explorations-Zuwächsen wie in den USA kann China aber nur träumen. Denn die ebenfalls reichlich vorhandenen Schiefergas-Vorkommen können nur schwieriger aus tieferen Ebenen und damit teurer gefördert werden. So muss das Land der Mitte ungefähr ein Drittel des benötigten Gases einführen. Auch in Indien wird allgemein von einem steigenden Gasverbrauch ausgegangen. Stichwort: Energiehunger der Schwellenländer.

Der weltweite Energiebedarf wird aktuell zu etwa einem Fünftel mit Gas bedient. Wobei der Gaspreis bisher in einigen Teilen der Erde vom Ölpreis abhängt. Wo dies der Fall ist, wie in Europa, macht ein Mehrverbrauch daher nur aus ökologischen Gesichtspunkten Sinn. Die wichtigsten Gaslieferanten von verflüssigten Gas weltweit sind Katar, Malaysia und Australien. Am meisten Gas verbrauchen die USA, dann Russland, dann China und der Iran.

Nur in Europa geht, wie gesagt, der Gasverbrauch zurück. Wie sich der Gaspreis weiter entwickeln wird, hängt bezüglich Amerika natürlich vom Wetter und vom Preisverhältnis zu Kohle und anderen Energieträgern ab. Die Schwellenländer dürften jedoch für eine weiter starke Nachfrage sorgen. Von einem zumindest seitwärts verlaufendem, eher jedoch steigenden Preis in den USA ist aufgrund der längerfristig verbesserten Exportfähigkeit von LNG (verflüssigtem Gas) auszugehen. Mit Gas-Zertifikaten auf den Henry Hub-Gaspreis dürfte sich daher in Zukunft etwas verdienen lassen.