Kolumne von Ingrid Heinritzi

Eisenerz-Schach der Großen

Rio Tinto und andere große Eisenerz-Produzenten weiten ihre Förderung aus. Das wird viele Kleinere aus dem Markt drängen. Wer übrig bleibt besitzt langfristig gute Karten.

Der Eisenerz-Preis hat sich in den vergangenen vier Jahren halbiert. In den vergangenen Wochen kam es zum Ausverkauf auf unter 80 US-Dollar je Tonne Gestein mit 62 Prozent Eisen. Eisenerz scheint derzeit wie zwischen zwei harten Platten zerquetscht zu werden.

Auf der einen Seite hat die Dynamik der Industrieproduktion Chinas, dem größten Eisenerz-Nachfrager, stärker nachgelassen als erwartet. Das Wachstum der Industrieproduktion war jüngst auf 6,9 Prozent zurückgegangen. Vor drei Jahren waren noch zweistellige Zuwachsraten zu sehen. Doch das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich immer noch um Wachstum handelt. Und wächst die industrielle Basis, dann wird Stahl gebraucht. Und um Stahl herzustellen wird viel Eisenerz und Kokskohle gebraucht. Zudem werden die niedrigeren Wachstumsraten auf eine immer höhere Basis berechnet. Die nominale Zunahme ist daher heute so hoch wie sie vor einigen Jahren bei einem Wachstum von zehn und mehr Prozent war.

Die Marktanalysten des Bergbaukonzers Rio Tinto gehen davon aus, das China im Jahr 2030 bereits eine Milliarde Tonnen Eisenerz pro Jahr nachfragen wird. Heute sind es rund 830 Millionen Tonnen. Es wird also eine immer größere Eisenerzproduktion gebraucht, um die Nachfrage nach Stahl zu befriedigen.

Und damit zur zweiten Seite beziehungsweise harten Platte: Die großen Eisenerz-Produzenten wie Rio Tinto haben große Anstrengungen unternommen, um ihre Infrastruktur zum Abbau und Transport von Eisenerz zu verbessern. Die Förderung der Großen nimmt daher zu. Das dürfte auch im laufenden und nächsten Jahr so bleiben. Doch der dadurch heute niedrig gehaltene Eisenerzpreis drängt viele kleinere Produzenten aus dem Markt. Für sie lohnt der Abbau derzeit nicht. Das wird jedoch das Angebot möglicherweise schon ab 2016 reduzieren oder zumindest langsamer wachsen lassen als die Nachfrage.

An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Der Eisenerzpreis könnte daher bald wieder nach oben drehen, sobald diese Rahmenbedingungen ab 2016 in die Köpfe der Analysten und Industrie-Manager gelangen. Und steigt der Preis des Stahlgrundstoffs, dann werden vor allem die Junior-Produzenten einen großen Hebel auf ihren Aktienkurs haben.