Kolumne von Ingrid Heinritzi

"O'zapft is"

Zum 180. Mal wird am kommenden Samstag das Oktoberfest in München eröffnet werden. Eine Betrachtung über den Zusammenhang zwischen Bierpreis und Inflation.

Der Preis liegt dieses Jahr bei durchschnittlich 9,66 Euro für eine Maß, somit 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr. 9,32 Euro durften die Wiesn-Besucher 2012 durchschnittlich für eine Maß Bier auf dem Münchener Oktoberfest hinlegen. Das war bereits ein satter Preis für einen Liter Bier (zumindest sollte soviel Gerstensaft in den oft schlecht eingeschenkten Krügen sein). 2011 kostete die Maß Wiesnbier noch 3,9 Prozent weniger als 2012.

Der hohe Preis scheint dennoch die Wiesn-Besucher nicht zu schrecken. 2011 erreichte der Bierkonsum in den zwei Wochen des Oktoberfestes 7,9 Millionen Maß oder besser Liter, denn ein paar Maß mehr könnten es für die Wirte ja doch gewesen sein, wenn der Eichstrich nicht immer genau beachtet wurde. In 2012 wurden nur noch 7,4 Millionen erreicht. Dieser Einbruch war jedoch erklärbar:

2012 gab es die sogenannte "Oide Wiesn" nicht, welche alle zwei Jahre stattfinden soll. Und zum anderen fiel der Tag der Deutschen Einheit, der 3. Oktober, nicht auf den Montag nach den beiden offiziellen Oktoberfestwochen, so dass ein Tag weniger gefeiert werden konnte als im Jahr davor. Auch dieses Jahr gibt es aufgrund des Kalenders keinen zusätzlichen Tag.

Doch zurück zu den Preisen. Direkt vergleichbar sind die absoluten Preise auf der Wiesn mit denen im normalen Handel natürlich nicht. Diese müssen deutlich höher liegen, da ja die riesigen Zelte aufgebaut, Wachpersonal beschäftigt und entsprechend teure Logistik erstellt werden muss. Die Analysten der UniCredit, errechneten jetzt wieder ihren WBPI (Wiesnbesucherpreisindex). Dannach wird ein Ausflug auf das Oktoberfest 2013 um 4,0 Prozent teurer als in 2012. Das ist mehr als doppelt so viel wie die Verbraucherpreisinflation von 1,9 Prozent. In dem Paket enthalten sind übrigends 2 Maß Wiesnbier, ½ Hendl und eine Fahrkarte der hiesigen U-, S-, Straßenbahn und Busse.

Im Durchschnitt der vergangenen 27 Jahre lag die Inflationsrate bei 1,9 Prozent, die Preissteigerung auf dem Oktoberfest dagegen bei durchschnittlich 4 Prozent. Das könnte schon den Gedanken aufkommen lassen, dass entweder die Wiesn deutlich zu teuer geworden ist, oder dass die deutsche Inflationsrate zu niedrig angesetzt ist. Denn über einen so langen Zeitraum macht sich auch bei einem gering anmutenden Unterschied von rund 2 Prozentpunkten eine riesige Schere auf.

Der Mittelweg wird wohl stimmen. Immerhin umfasst das Wiesn-Paket nur wenige Bestandteile, könnten Kritiker sagen. Doch auch darin müssen höhere Energiekosten, höhere Kosten für Sicherheitsmaßnahmen und höhere Rohstoffpreise (Braugerste verteuerte sich in diesem Zeitraum um rund das Dreifache) eingearbeitet werden.

Für unsere Politiker ist auf jeden Fall die Wiesn ein gutes Beobachtungsobjekt. Denn wenn dort die Preissteigerung doppelt so hoch ist wie allgemein in Deutschland, nahezu jedes Jahr aber neue Besucher- und Absatzrekorde vermeldet werden können, dann ist wohl die Bevölkerung willens und finanziell potent genug, um eine höhere Inflation zu tragen.

Das Risiko der nahezu unbegrenzten Liquiditätsschaffung, quasi des Gelddruckens, der Notenbaken ist also gar nicht so hoch für die Regierenden. Denn steigt die Inflationsrate wie erwartet an, könnte sich der Unmut der Bevölkerung entgegen der Unkenrufe vieler Ökonomen in Grenzen halten. Als Fazit ist zu nennen, dass die Inflationsrate steigen wird.

Wehren können sich die Bürger dagegen wohl kaum. Doch gegen die Geldentwertung zumindest teilweise absichern ist möglich. Denn Gold zeigte bereits, dass es in inflationären Phasen, zumindest wenn die Inflationsrate über den Sparzinsen liegt, ein gefragter Geldersatz ist. Auf Gold als Absicherung zu setzen ist daher sicherlich nicht verkehrt. Es gibt dabei vielerlei Möglichkeiten.