Kolumne von Thomas Rausch

Da bekommen selbst die Goldbasher glänzende Augen

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

kaum ein renommiertes Blatt schreibt so tendenziös gegen Gold, verbreitet mit solcher Wollust Negativschlagzeilen über das Edelmetall, wie das Wall Street Journal.

  • "Gold glänzt trotz weltweiter Krise nicht mehr" (28.07.2014)
  • "Der Goldpreis bricht ein" (14.07.2014)
  • "Nur schlechte Anleger setzten jetzt auf Gold" (26.06.2014)

Es ist erstaunlich, mit welcher Akribie aus dem Kosmos der Finanzmärkte ausgerechnet Gold immer wieder herausgegriffen und darauf eingeprügelt wird, obwohl es offenbar schon seit langem angeblich seinen Reiz verloren hat und von Profis gemieden wird.

Umso bemerkenswerter ist der gestrige Artikel: Hedgefonds stürzen sich auf Goldproduzenten.

Dem Redakteur ist nicht entgangen, dass der S&P 500 in diesem Jahr bisher nur um 4,5 Prozent zugelegt hat, während Gold um 8,9 Prozent stieg und die Goldminenaktien des HUI um satte 26 Prozent performten.

Plötzlich haben Investoren wie John Paulson, Peter Palmedo, Eric Sprott und George Soros, die im letzten Jahr wegen ihrer Goldinvestments verschrien waren, recht.

Gold sei in diesem Jahr vor allem wegen der geopolitischen Unsicherheiten wieder beliebt. Steige der Goldpreis, würden Goldaktien im besonders starken Maße davon profitieren. Wer also auf einen steigenden Goldpreis wette, kaufe jetzt Aktien von Goldproduzenten. Hinzu komme, dass viele Goldproduzenten in den letzten Monaten bewiesen hätten, dass sie ihre Gewinne durch Produktionsausweitungen und Sparmaßnahmen erhöhen können.

"Goldproduzenten wirken einfach nicht so teuer wie in den vergangenen Jahren, man hat den Eindruck, dass sich der Markt für Gold erwärmt", sagt Catherine Raw, Portfolio-Manager beim 451 Millionen Dollar schweren Rohstofffonds von BlackRock.

Ein weiterer Grund für das gestiegene Interesse an Gold sei die schiere Jagd nach Rendite. Die Zinsen für Staatsanleihen tendierten auf Rekordtiefs und der breite Aktienmarkt habe an Schwung verloren, weil er mit einer Zinswende des Fed im nächsten Jahr rechne.

Moment, ist das nicht ein Argument gegen Gold? Die Zinsen sollen steigen, weil sich die US-Wirtschaft weiter erholt. Das müsste doch eigentlich eher für Aktien als für Gold sprechen.

Und tatsächlich gelingt dem WSJ an dieser Stelle eine ausgewogene Darstellung. Während einige Investoren glauben würden, dass Goldaktien immer noch Schnäppchen seien und einige Unternehmen jetzt auf Übernahmelisten stünden, würden andere mit ihren Engagements noch warten, weil sie befürchten, die Zinswende könne den Goldpreis noch einmal deutlich belasten. Wiederum andere würden lieber in Call-Goldoptionen investieren als in Aktien, um sich so besser für mögliche Turbulenzen am Goldmarkt abzusichern.

Die Burbank empfehle die Aktie von Detour Gold (WKN: A0LG70 ISIN: CA2506691088), die von einer Übernahme des Unternehmens profitieren könne. Von den Sparmaßnahmen habe besonders stark Agnico Eagle Mines (WKN: 860325 ISIN: CA0084741085) profitiert. (Ich persönlich habe andere Kandidaten für mein Musterdepot vorgesehen, von denen ich mir noch mehr erwarte, sobald Gold seine Bodenbildung abschließt.)

Fazit

Noch ist der Goldpreis gar nicht richtig angesprungen. Und noch sind die Meinungen über die Zukunft der Goldminenaktien unterschiedlich. Aber wenn selbst dem Wall Street Journal ein ausgewogener und tendenziell positiver Artikel über Gold gelingt, dann könnte das ein Indiz dafür sein, dass die Stimmung für das Edelmetall nach einem Jahr Bodenbildung tatsächlich dreht.