Indien wird bei Rohstoffen immer mehr zur Kopie Chinas

Indien wird bei Rohstoffen immer mehr zur Kopie Chinas narayankumar - Fotolia / Narayan Kumar

Haben wir in unserem letzten Artikel über Indiens Rohstoffhunger die Vermutung geäußert, dass mit den Plänen für Urbanisierung und den damit verbundenen Infrastrukturausgaben Indien den Weg Chinas gehen und zur Rohstoffsupermacht aufsteigen könnte, so haben sich nun mit einer weiteren Meldung, die aufhorchen lässt, die Parallelen um eine weitere Facette offensichtlich erhärtet.

Sieht man den übergeordneten Plan Indiens, so wird eines klar. Für all die angestrebten Veränderungen ist eines unbedingt nötig: genügend Rohstoffe, um die Industrie für die Umsetzung zu versorgen. Und genau in diese Kerbe schlägt nun diese Nachricht.

Wie der Miningscout schon zuvor über China berichtet hat, so setzt nun auch Indien mit Beteiligungen an russischen Kohle-, Eisen- und Energieprojekten ein eindeutiges Zeichen, dass man sich frühzeitig die Ressourcen für die Planumsetzung sichern möchte.

Wie die Zeitschrift Economic Times vom 5. Treffen der indisch-russischen Arbeitsgruppe für Modernisierung und Zusammenarbeit berichtet, hat man während des Meetings neben den allgemeinen Themen speziell die Kooperationen für folgende Themen erarbeitet: Modernisierung der Stahlproduktionsstätten in Indien und Beteiligung indischer Ausrüster zur Verbesserung russischer Kraftwerke.

Der Trend ist nicht ganz neu, war ja auch bereits das 5. Treffen der Arbeitsgruppe. Haben bereits im März dieses Jahres staatliche indische Unternehmen eine 50%ige Beteiligung an einem sibirischen Ölfeld gezeichnet, das dem russischen Ölmulti Rosneft gehört. 3 Monate später verlautbarte die staatliche indische Öl- und Gasgesellschaft dass sie noch dieses Jahr an die USD 5 Mrd. in russische Öl- und Gasprojekte stecken werde um die Projekte voranzutreiben.

Natürlich beruht dies alles auf Gegenseitigkeit, doch die Mehrheit der Investitionen liegt bei Indien. Neu Delhi hat in der Zeit vor 2015 USD 8 Mrd. in den russischen Energiesektor gesteckt, Russland hingegen nur USD 3 Mrd. in Indien investiert. Bedeutung können die Maßnahmen durch die Aussage des indischen Ministers für Industrie und Handel, Nirmala Sitharaman, bekommen, der im vergangenen Monat ankündigte die Investitionen in Russland in den nächsten 4 Jahren auf zumindest USD 15 Mrd. aufzustocken. Klare Priorität haben die Energierohstoffe Kohle und Gas, aber an Diamanten und Düngemittel sei man ebenso interessiert.

Lassen wir einmal die Diamanten beiseite, so zeigt die angestrebte Versorgung von Energierohstoffen sowie Eisen eindeutig den Weg, den Indien gehen will. Will man die Urbanisierung vorantreiben, dann müssen die Stahlwerke auf Vordermann gebracht werden und auch mit Energie versorgt werden. Und es würde nicht verwundern, würde Indien in den kommenden Jahren diese Bestrebungen um weitere Facetten erweitern, denn bei ihrem Plan sind neben den erwähnten Rohstoffen noch viele weitere nötig, und die gilt es ebenfalls auf lange Sicht zu sichern.

Natürlich ist dies kein Thema, das die Rohstoffwelt von heute auf morgen grundlegend verändern wird, aber ein gesundes Zeichen dafür, dass Indiens Bestrebungen mittel- bis langfristig den Rohstoffmarkt stützen könnten. Was äußerst bezeichnend ist, dass Indien anscheinend den gleichen Weg geht, den China bereits vor mehr 10 Jahren gestartet hat und damit zur dominanten Macht bei den Rohstoffen gemacht hat. Der Macht des Milliardenvolks Indien, so scheint es, wird man künftig wohl mehr Beachtung schenken müssen.