Gold: In-situ-Werte von USD 4,- je Unze – echt verlockend, oder?

Gold: In-situ-Werte von USD 4,- je Unze – echt verlockend, oder?

Kaum hat sich der Goldpreis einmal kurzfristig kräftig aus seinem Sumpf aufwärts bewegt, schon treten wieder die medialen Goldbugs auf den Plan und trommeln mit Sensationsmeldungen für den neuen Aufschwung. Dabei beobachte ich zunehmend in den Medien Meldungen, die uns weiß machen wollen, dass die sensationell niedrigen Bewertungen der Ressourcen gerade jetzt die absolut beste Einstiegschance wären. Doch ist dem wirklich so?

Gerade diese in der Überschrift angeführten USD 4,- je Unze Gold im Boden, gemessen an der Marktkapitalisierung sind tatsächlich ein seit Jahrzehnten nicht mehr da gewesener Wert. Und der stammt auch nicht von irgendwelchen Explorern, sondern von den Majors des Bergbaus, von gestandenen Produzenten. Also sollte doch etwas dran sein, wenn schon die Größen der Branche mit so niedrigen Bodenwerten bedacht sind. Hier ein aktueller Chart von Ende Januar 2016, der die Werte der Majors aufzeigt, als Basis für die heutige Themenbetrachtung.

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Noch stärker erscheint diese Aussage, wenn man vergangene Statistiken heranzieht. Ich habe dazu mir vorliegende statistische Erhebungen aus den Jahren 2009 und 2011 ausgegraben, um hier sehr deutlich den eklatanten Wertverfall der letzten Jahre dokumentieren zu können:

Wie bei den oben angeführten Werten, die bei einem Verkauf angesetzt werden, hat man seinerzeit abgeschlossen:

2009

  • Bei Unternehmen im Feasibility-Status: USD 70,- bis USD 200,- je Unze im Boden.
  • Bei Produzenten: USD 175,- bis USD 300,- je Unze im Boden.

2011

  • Unternehmen im Feasibility Status: USD 48,- bis USD 110,- je Unze im Boden.
  • Bei Produzenten: USD 120,- bis USD 350,- je Unze im Boden.

Alle Ziffern beziehen sich auf Basis Marktkapitalisierung. Die Statistiken entsprechen einem mathematischen Mittelwert aus diversen Bankstatistiken und Veröffentlichungen namhafter Researchhäuser das Jahr 2009 und 2011 betreffend.

Stellen wir nun die für Produzenten geltenden Beträge USD 175 – USD 300 (2009) bzw. USD 120 – USD 350,- (2011) für die Unze Gold im Boden den heute ermittelten USD 4,- gegenüber, so müsste man wahrlich Freudensprünge vollführen ob dieser einmaligen Kaufgelegenheit. Doch Achtung, liebe Lesergemeinde, lassen sie sich von diesem optischen Trugschluss nicht blenden. Klar scheinen so niedrige Bewertungen auf ungeheures Potential hin zu weisen, und Meldungen darüber könnten sie eventuell "blind" machen. Aber:

  1. Investiert niemand in einen Bodenwert sondern immer noch in ein Unternehmen mit all seinen internen Besonderheiten.
  2. Sagt ein mathematisch ermittelter Bodenwert überhaupt nichts darüber aus ob die Bodenschätze auch wirtschaftlich gehoben werden können, und
  3. Sagt der Wert ebenso wenig über die politischen, geologischen und finanziellen Risiken und Chancen einer Beteiligung aus.

Wenn heute ein Unternehmen, gemessen an seiner Marktkapitalisierung, einen Bodenwert von nur USD 4,– je Unze Gold ausweist, sagt das nichts anderes aus als dass – natürlich Produzenten betreffend – der Kurs extrem niedrig ist und nichts anderes. Der in-situ-Wert alleine verrät absolut nichts über das Potential des Unternehmens. Und nur das, fair betrachtet, abgewogen mit allen Chancen und Risiken, ist die einzige Investmentbasis. So sehr uns auch manche Medien mit zwar richtigen, aber verblendenden Meldungen zu eventuell unüberlegten Handlungen verleiten möchten. Verfallen sie daher nicht in die Versuchung nach Unternehmen zu suchen, die ebenso eklatante "Unterbewertungen" aufweisen wie derzeit die Majors, die, so ganz nebenbei, allesamt mit enormen Verschuldungsproblemen und Restrukturierungsthematiken belastet sind. Nicht nur haben wir heute andere Voraussetzungen am Goldbergbau als noch 2009 und 2011, wir haben auch wesentlich veränderte Marktbedingungen. Klar ist es schön, wenn sich endlich mal der Goldkurs Richtung Norden bewegt, aber ist dies nachhaltig??

Ich vertrete die Meinung dass man als Investor noch gesichertere Chancen erhalten wird. Bis dahin kann man sich zurücklehnen, selektieren und bei wirklichen Schnäppchen zuschlagen. Aber nicht weil es die Medien verkünden, sondern weil man bei seinen Hausaufgaben darauf stößt. Wenn gewünscht oder notwendig, Hilfestellung dazu finden sie jederzeit in unserem Glossar.