Seltene Erden: Chinas Vormachtstellung bröckelt langsam aber stetig

Seltene Erden: Chinas Vormachtstellung bröckelt langsam aber stetig chombosan - Fotolia

Bis 2010 hatte China quasi das Monopol auf den Markt der seltenen Erden. Rund 97% des gesamten Angebotsmarktes wurde von diesem Land kontrolliert. Auf Grund der restriktiven Exportpolitik kam es in dem aufkommenden Abnehmermarkt zu Versorgungsengpässen und damit verbunden zu extremen Preisanstiegen. So weit ist die Geschichte hinlänglich bekannt. Doch wo enorme Verdienstspannen erkennbar sind, da entwickelt sich oftmals auch eine Schattenwirtschaft. Im Falle der seltenen Erden begannen chinesische Schmuggler die Märkte zu versorgen und illegale Minenbetreiber in China witterten ebenfalls ihre Chance aufs große Geld.

Sie alle hatten einen wesentlichen Zeitvorteil gegenüber der restlichen Welt. Auch wenn seltene Erden relativ leicht zu gewinnen sind, so waren die Projekte der übrigen Welt erst im Entwicklungsstadium und konnten nichts zur Bedarfsdeckung beitragen. Die Mengen, die aus illegalen chinesischen Minen stammten, führten auch über die Zeit dazu, dass der Markt eine nicht unbedeutende Überdeckung erfuhr, die logischerweise die hochgejubelten Marktpreise dementsprechend korrigieren ließ.

Nun kommt es zu erheblichen Folgeerscheinungen, die den Markt nachhaltig beeinflussen könnten. Zwar hat China seit einiger Zeit dem Schmugglerwesen und den illegalen Abbau den Kampf angesagt, was aber nicht verhindern konnte, dass diese weiter tätig waren und die Preise weiter auf ein für die ehrlichen Produzenten empfindlich niedriges Niveau sanken. So steht der Markt heute vor der Situation dass sowohl in China aber auch in der restlichen Welt die Produzenten in Besorgnis erregende wirtschaftliche Schieflage gerieten.

Die Probleme der westlichen Firmen Molycorp (NYSE:MCP-A) und Lynas Corp. (ASX:LYC) mit ihren Verlusten gingen bereits ausreichend durch die Medien. Aber auch die Aktien der kanadischen Avalon Rare Earth (TSE:AVL) verloren 96% ihrer Kurswerte von 2011. Ebenso stark fiel Quest Rare Minerals (TSE:QRM) im gleichen Zeitraum.

Das gleiche Bild sieht man derzeit allerdings auch bei den chinesischen Produzenten. Die sechs größten chinesischen Unternehmen spüren die Problematik des Preisverfalles hautnah. Xiamen Tungsten zum Beispiel vermeldete für das erste Halbjahr 2015 einen empfindlichen Einbruch. Das Segment der seltenen Erden verzeichnete ein Minus von $ 11,5 Mio.. $ 8,8 Mio. mehr als noch im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Guangdong Rising Nonferrus sitzt auf einem Minus von ca. $ 5 Mio. bis 6 Mio. für das erste Halbjahr 2015. Chinas Minmetals Rare Earth erwartet für das erste Halbjahr einen auf $ 470.000 extrem geschrumpften Gewinn.

Auch wenn China aktuell die Anzahl der Unternehmen, die die Lizenz zum Abbau und Export besitzen, drastisch zurück fährt, so besteht die Gefahr, dass dies wiederum von den unzähligen Schmugglern genutzt wird um ihren illegalen Geschäften nachzugehen. Denn die Nachfrage ist ja allemal gegeben und muss bedient werden.

Was könnten wir aus dieser Situation für die Zukunft des Marktes für seltene Erden ableiten? Dass man trotz aller politischen Macht in China den illegalen Abbau völlig weg bekommt ist kaum anzunehmen. Aber bereits ein wesentliches Eindämmen kann helfen, die dadurch entstehende Überproduktion wieder nachhaltig zu reduzieren. Ein Blick auf die Erwartungsstatistik der offiziellen Produktionen für 2015 zeigt, dass Korrekturen nötig sind um dem Markt wieder positive Signale zu geben. Für das Jahr 2015 stehen Produktionen von 195.000 Tonnen bis 210.000 Tonnen einem Abnehmermarkt von 175.000 Tonnen bis 190.000 Tonnen gegenüber. Und diese Ziffern beinhalten in keiner Weise die illegalen Produktionen und die geschmuggelten Mengen. Somit dürfte der aktuelle Marktüberschuss wesentlich höher sein als es die offiziellen Daten ausweisen.

Anderseits ist zu befürchten, dass wesentliche Produktionsmengen der mit Minus produzierenden Unternehmen wegfallen könnten, sollten sich die Marktpreise nicht bald zum Positiven verändern. Mag sein dass die politische Allmacht Chinas den eigenen notleidenden Betrieben unter die Arme greift, für die westliche Welt ist dies nicht anzunehmen. Allerdings sollten sich durch die Restriktionsmaßnahmen der chinesischen Regierung bei den Genehmigungen für Produktion und Export auch hier Verbesserungen bei der Marktsituation einstellen, indem Überschussproduktionen vermindert werden. Fakt ist dass 60% der gesamten Weltproduktion von China benötigt wird und dass China bislang rd. 80% der Weltproduktion lieferte. Und genau diese bislang 80% der Produktionen sind der Hoffnungsschimmer für den Markt. Werden illegale Produktionen sukzessive bekämpft, weniger Genehmigungen erteilt, so sinkt damit automatisch die landesinterne Produktionsmenge. Trifft steigender Marktbedarf auf fallende Produktionsmengen, abgebaute Überkapazitäten, so steigt in diesem nicht regulierten Markt automatisch der Marktpreis der Produkte. Etwas, was den aufkommenden und bestehenden Produzenten der westlichen Welt helfen könnte mehr Anteile am Weltmarkt zu erlangen. Tritt dies ein, dann ändert das zwar nichts an der beherrschenden Rolle Chinas als Großabnehmer, aber Wesentliches an der Dominanz des Gesamtmarktes. Die Vormachtstellung bröckelt ab und endet in einem ausgeglichenen Weltmarkt. Eine von Statista.com erhobene Übersicht über die aktuellen Produktionsgrößen Chinas und der der restlichen Welt zeigt die beginnende Verschiebung bereits deutlich auf:

Seltene Erden - statista

Quelle: statista.com

In dieser Hochrechnung geht Statista von einer gleichbleibenden Produktionsgröße Chinas aus. Aufgrund der zuletzt eingeleiteten Maßnahmen Chinas ist aber ein leichter Rückgang wahrscheinlicher. Augenscheinlich ist auf jeden Fall der Unterschied in den Relationen zwischen 2013, als China noch extrem dominant war gegenüber den Jahren 2016 bis 2018, wo die restliche Welt ihren Anteil enorm steigern sollte. Und eines ist klar, steigt der Weltanteil, so verliert China in gleichem Maße seine dominante Rolle.

Natürlich müssen, damit sich diese Prognosen auch bewahrheiten, die Marktpreise für seltene Erden wieder anziehen, denn sonst wird die restliche Welt kaum ihre Anteile erhöhen können. Wesentlichstes Element in diesem Szenario wird sein, ob es China tatsächlich gelingen wird den illegalen Abbau, das Schmelzen der Produkte und das Schmugglerwesen in den Griff zu bekommen. Die Existenz dieser Schattenwirtschaft scheint sich durch ihre produzierten Mengen – hierüber existiert natürlich keine Statistik – als das Zünglein an der Waage heraus zu stellen, das die Weichen für die Zukunft des Marktes stellt.

Der Markt bleibt auf alle Fälle spannend, auch wenn wir vielen Analysten keinen Glauben schenken, die annehmen, dass der Rebound des Marktes für seltene Erden bereits heuer eintreten könnte. Das würde bedeuten dass alle Maßnahmen Chinas noch im heurigen Jahr entscheidend greifen, und das halten wir für unwahrscheinlich. Doch der Markt ist in Bewegung und wir werden ihn daher weiterhin aufmerksam verfolgen und unsere Leser informieren.