Kohle in Europa - Teil 3

Kohle in Europa - Teil 3

Der regionale Markt

So unterschiedlich die Länder in Europa sind, so unterschiedlich sind auch die Verhältnisse für den Bergbau in diesen Ländern. Eigene Steuern, eigene Bergbaugesetze und die jeweiligen Sondersituationen wie Infrastruktur und Arbeitsmarkt sind es, die den Markt in diesen Ländern prägen. Daher kann man nicht von einer europäischen Produktion sprechen, sondern nur von der Summe der einzelnen Länder. Für ein besseres Verständnis und einen guten Gesamtüberblick ist es daher notwendig, die Verhältnisse der jeweiligen Länder einzeln zu betrachten, denn diese geben auch Aufschluss über deren zukünftige Bedeutung am europäischen Kohlemarkt.

Wie im Teil 2 bereits angekündigt, widmet sich dieser Teil den beiden Großmächten am europäischen Kohlesektor: Deutschland für Braunkohle (Lignite) und Polen für Steinkohle (hard coal).

Deutschland

Deutschland ist Braunkohleweltmeister

Zwar von den Reserven betrachtet in Europa die unumstrittene Nr. 1, im Weltranking nimmt Deutschland bei Braunkohle hinter Russland jedoch den zweiten Platz ein. Weltmeister ist Deutschland auf jeden Fall beim Verbrauch von Braunkohle mit rd. 50% Vorsprung auf China.

Der Braunkohlemarkt 2014

Die Braunkohleproduktion war vergangenes Jahr mit einem Minus von 2,6% leicht rückläufig und erreichte insgesamt 178,2 Mio. Jahrestonnen. Mitteldeutschland verzeichnete ein Plus von 7%, Rheinland mit -5% und Lausitz mit -3% hingegen leichte Abschläge. Nach einer viele Monate dauernden Schließung eines Kraftwerkes im Raum Helmstedt konnten im vergangenen Jahr wieder 1,8 Mio. Tonnen geliefert werden. Insgesamt kann man den Braunkohlemarkt in Deutschland als sehr stabil ansehen.

Steinkohle hat keine Zukunft

Für Deutschland sieht die Zukunft bei der Steinkohle nicht rosig aus. Bis ins Jahr 2016 werden noch 2 Produktionsstätten im Vollbetrieb laufen, die letzte wird lt. Plan mit 2018 ihre Pforten schließen.

Marktdetails

Das kalte 2013 und der nur kurze Winter zu 2014 verursachte in der deutschen Energiebilanz ein kräftiges Minus von 4,7% gegenüber 2013. 2014 waren demzufolge 13,077 PJ (petajoules) an Energie verbraucht worden, was einem Kohleäqivalent von 446 Mio. Tonnen entspricht. Der Ölverbrauch in Deutschland sank um 1%, wobei der Rückgang überwiegend beim Heizöl zu sehen ist. Das warme 2014 führte auch beim Gaskonsum zu einem kräftigen 13%igen Rückgang. Kohlekraftwerke verzeichneten einen Rückgang von 12%, geschuldet dem Mehrverbrauch an Windenergie und Photovoltaikanlagen. So ist auch der Rückgang beim Steinkohleverbrauch von 8% erklärbar.

In der Stahl- und Eisenindustrie wurden als Konsequenz der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes um 1,1% mehr Steinkohle verbraucht als noch 2013. Die Holzkohleverstromung sank durch Revision einiger Anlagen um 3%, was auch eine um 3,6%ig geringere Abnahme an Holzkohle bewirkte. Die untergeordnete Rolle des Atomstroms sieht man in der Energiebilanz mit einem Rückgang auf insgesamt nur 0,1%. Die erneuerbare Energie stieg hingegen um 0,5%. Wasserkraft fiel um kräftige -11%, während die Windenergie um +8% zulegte und die Photovoltaik um +6%.

Auch die Gewichtung der Energieträger ist interessant: Kohle hat 43% Anteil am gesamten Energiemarkt, erneuerbare Energie 26% und Atomenergie liegt noch bei 16% – soll aber bis 2022 komplett auslaufen. Gas ist ebenso rückläufig.

In Deutschland gehen 90% der Braunkohle in die Stromgewinnung und 10% werden für industrielle Zwecke sowie zur Brikettherstellung verwendet.

Am Arbeitsmarkt dieser Branche zeigte sich ebenfalls ein Rückgang. 2014 waren hier 21.406 Menschen beschäftigt, um 676 weniger als noch im Jahr zuvor. Betrachtet man die Braunkohleproduktion und die Verstromung gesamt, so binden diese Zweige insgesamt 85.000 Mitarbeiter in Deutschland.

Marktzukunft

Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass Deutschland keine Vorreiterrolle bei den Emissionseinschränkungen spielen wird. 2015 wird das Jahr der Diskussionen, bei denen herausgefiltert werden soll, welche Sektoren ihre Emissionen zu reduzieren haben werden. Aus heutiger Sicht sollen die Emissionswerte von 377 Mt. CO2 auf 306 Mt. CO2 gesenkt werden. Lt. einer Entscheidung der deutschen Regierung im Dezember 2014 will man bis 2020 auf maximal 284 Mt. C02 abgesenkt haben. Natürlich basierend auf dem Aspekt einer weiter steigenden Energieversorgung durch erneuerbare Energie. Interessanterweise ist der Verbrauch von Braunkohle nicht davon betroffen. Zur Deckung des Bedarfes an hard coal wird durch die Schließungen der letzten beiden Werke ein höherer Importanteil zu erwarten sein.

Polen

Polens wirtschaftlich

2014 verzeichnete Polen ein Wirtschaftswachstum von 3,3%. Exporte stiegen um 5,3%, Importe um 5,6%. Die Beschäftigung in der Industrie wuchs zwar um 0,6%, aber per Dezember 2014 betrug die Arbeitslosenrate noch immer 8%. Aber dennoch um 2% unter der von 2013. Mit dem Defizit von 25,4 Mrd. Zloty wies der Staatshaushalt eine Überschuldungsquote von nur 52,1% aus.

Polens Kohle

Die Braunkohlenreserven von 22,5 Mrd. Tonnen reichen bei heutigen Produktionsgrößen für ca. 300 Jahre. Die Hauptabbaugebiete liegen im Westen des Landes, besitzen aber Abbaulizenzen für nur mehr 23 Jahre. Mit 63,7 Mio. Tonnen hält sich die Braunkohlengewinnung seit Jahren stabil. Auf diesem Sektor ist die Belchatow Mine der Branchenriese des Landes. Die Anzahl der Beschäftigten in 2014: 11.200, Tendenz leicht steigend.

Steinkohle verzeichnete 2014 einen leichten Rückgang um rd. 3%, stellt aber mit 80% den größten Anteil für die inländische Stromerzeugung. Mit über 17 Mrd. Tonnen an Reserven besitzt Polen jedoch ausreichend Reserven für den Export in die Nachbarländer. Produziert wurden 2014 72,5 Mio. Tonnen an Steinkohle, was einem leichten Rückgang gegenüber 2013 entspricht, wo noch 76,5 Mio. Tonnen produziert wurden.

Polens Gesetzgebung

Von der Regierungsebene gibt es zu berichten, dass ein neues Gesetz verabschiedet wurde betreffend Schiefergas als Rohstoff, demzufolge Produzenten ab 2020 eine zusätzliche Sondersteuer zu bezahlen hätten. Mit diesem Gesetz wurde gleichzeitig das Unterstützungswesen für die Energiebetriebe eingesetzt, die Strom und Wärme produzieren. Ebenfalls wurde ein Gesetz verabschiedet, das Kohle mit neuen Standards versah. Darüber hinaus wurde dem Europagesetz von 2011 Rechnung nach mehr Transparenz im Energiemarktmarkt getragen. Dazu hat Polen auch das bestehende Gesetz des Emissionshandels integriert, zusammen mit den neuesten Änderungen für die kommerzielle Luftfahrt. Damit haben sich Polens Gesetze stark an die europäischen angenähert.

Marktdetails

Das Kraftwerk PGE GiEK SA Turow startete die Umrüstung zur Reduzierung von Schwefeloxid-Abgasen auf unter 200 mg/Nm³. Dadurch wird auch die Staubbelastung der Atmosphäre zusätzlich reduziert. Bis 31.12.2015 muss diese Maßnahme abgeschlossen sein.

Die Unternehmen PGE, Tauron, Enea und KGHM haben Vereinbarungen für den Ankauf von Anteilen für ein neues Atomkraftwerk gezeichnet. Dies wird das erste polnische Atomkraftwerk und wird eine Leistung von 3 Gigawatt besitzen. Die Vorbereitungen für die Errichtung sollen bis Februar 2016 abgeschlossen sein.

Die Gesellschaft PAK Gornictwo, Mitglied der ZE PAK Gruppe, hat eine Studie des Ockowice Areals fertiggestellt und ein Braunkohlevorkommen von rd. 1 Mrd. Tonnen ausgewiesen. Dieses Vorkommen, das zwischen den Dörfern Poniec-Krobia und Ockowice liegt, zählt damit zu den größten Funden des Landes. 10 Mio. Tonnen werden als jährliche Produktion im Tagebau von diesem Standort erwartet. Die CAPEX wurde mit 2,8 Mrd. Zloty veranschlagt.

PGE GiEK und ein Konsortium von Mitsubishi Power Systems Europe, Budimex und Tecnicas Reunidas Energia haben einen Vertrag für die Errichtung eines neuen Kraftwerkes am Turow Standort für 450 MW unterzeichnet. Dieses Kraftwerk ist ein Projekt des Investitionsprogrammes der PGE Capital Group für Investitionen in der Höhe bis 50 Mrd. Zloty, die sie bis 2020 zu aufbringen werden. 30 Milliarden werden für die Konstruktion neuer und zur Modernisierung bestehender Kraftwerke dienen.

Marktzukunft

In den letzten Jahren ist eine steigende Explorationstätigkeit heimischer, aber auch internationaler, Gesellschaften erkennbar, die sich ausschließlich auf die Erschließung von Steinkohlefeldern konzentrieren. Einige davon beabsichtigen in den nächsten 2-3 Jahren ihre Produktionen aufzunehmen. Dadurch darf auch ein verstärktes Marktangebot erwartet werden.

Nachdem wir nun die beiden wesentlichsten europäischen Länder betrachtet haben so werden im nächsten und letzten Teil die restlichen Länder mit ihren spezifischen Details gelistet, um die Gesamtstellung des europäischen Kohlemarktes abzuschließen.