World Platinum Investment Council: Macht oder Ohnmacht?

World Platinum Investment Council: Macht oder Ohnmacht?

Mit einer Jahresproduktion von rd. 6 Mio. Unzen ist der Platinmarkt im Gegensatz zu Gold und Silber ein kleiner und überschaubarer. Auch wenn man noch die rd. 2,3 Mio. Unzen aus dem Industrie- und Schmuckrecycling hinzu zählt.

Um Platin in Zukunft für Investoren "salonfähiger" und interessanter zu machen, wurde das World Platinum Investment Council von einigen Platinproduzenten gegründet. Im Detail sind dies: Anglo American Platinum, Lonmin, Aquarius Platinum, Northern Platinum Ltd., Implats und Royal Bafokeng Platinum. Das WPIC, als Marketingplattform, hat sich zur Aufgabe gemacht, für Platin neue Vertriebswege zu kreieren, um über eine dadurch verstärkte Nachfrage positiv auf den Platinpreis einzuwirken. Ein interessantes Vorhaben, das es in dieser Form am Edelmetallmarkt bislang noch nicht gegeben hat. Doch es stellt sich nun die Frage, ob diese engagierte Marketingidee auch Chancen hat, und wenn ja, welche.

Geht man von der derzeitigen Bestrebung des WPIC aus, Platin ähnlich Gold und Silber als Reserveasset zu platzieren, so sehen die weltweiten Analysten hier große Probleme auf den Platinmarkt zukommen. Die laufenden Verhandlungen mit dem International Monetary Fund (IMF) würden den Platinmarkt bei positiver Entscheidung in eine höchst volatile Zukunft führen. Denn angenommen, es würden Nationalbanken, ETFs, aber auch andere Großinvestoren, beginnen, Platin als Reserveanlage aufzukaufen, so würde der Markt kaum in der Lage sein die Nachfrage zu befriedigen. Gut, das wäre ja grundsätzlich positiv für den Platinpreis. Aber wenn auch nur ein Großinvestor, ein ETF (exchange traded funds) oder eine Staatsbank ihre gehaltenen Unzen Platin verkaufen möchte, so hätte dies allein schon durch die angebotene Menge eine verheerende negative Folge für den Preis. Denn dies würde in einem ohnehin sehr engen Markt zu einer Angebotsüberschwemmung mit drastischen Einbrüchen des Preises münden. Ein Szenario, das sich kein Investor wünscht, und auch bei Staatsbanken und ETFs in eine desaströse Verkaufsspirale führen würde.

Nun gut, das WPIC hat sich als noch junges Unternehmen mit den oben angeführten Bestrebungen ein sehr hohes Ziel gesetzt. Ein Ziel, von dem der Markt hofft, dass es nicht Realität werden möge. Auch wir vom Miningscout hoffen, dass sich das WPIC seiner eigentlichen Aufgabe widmet, positive Akzente für den Platinmarkt zu kreieren. Und die sind eindeutig auf einer wesentlich kleineren Ebene zu suchen und zu finden als zu versuchen Platin als große Währungsreserve zu etablieren.

Verstärkte Präsenz bei den ETFs, den kleineren und mittleren Investorengruppen, den privaten Anlegern würde Platin auf lange Sicht wesentlich besser unterstützen. In diese Richtung entwickelte Marketingkonzepte könnten dem WPIC zu gut fundierter Macht verhelfen. Den Markt leer zu saugen und ihn im schlechten Falle wieder zu überschwemmen, wird kein nachhaltiges Konzept sein und zur Ohnmacht des WPIC führen.

Wir denken, dass das WPIC eine sehr interessante Neuerung auf dem Edelmetallmarkt darstellt und seine wirklichen Chancen erst erkennen wird müssen. Wir werden die Entwicklung dieser noch jungen Institution aufmerksam verfolgen, denn einige gute Marketingstrategien könnten dem Platinmarkt durchaus helfen mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Platin hat als Edelmetall für einen Investor sicher interessantes Potential, wenn es neben dem Juweliermarkt verstärkten Zuspruch auf einer breiteren Ebene erlangt. Auch der seit nunmehr knapp 2 Jahren gefallene Platinpreis könnte einen Aufschwung erhalten, bei dem man als Investor dabei sein kann. In den kommenden Quartalen wird sich zeigen welche Ideen das WPIC noch aus dem Hut zaubert und wir werden unsere Leser darüber rechtzeitig informieren.