Ecuador: Ölförderung in Biosphärenreservat erlaubt

2007 hatte die Regierung von Ecuador eine neuartige Idee. Man wollte im rohstoffreichen Nationalpark von Yasuni kein Erdöl fördern, wenn die Industrienationen im Gegenzug Ausgleichszahlungen leisten würden. So wollte man das Gebiet am Amazonas, das seit 1989 Weltnaturerbe der UNESCO ist, schützen. In dem Park im Amazonasgebiet, rund 250 Kilometer östlich von Quito, leben mehr als 150 Säugetierarten, hinzu kommen rund 550 Vogelarten und fast 200 Amphibien und Reptilien. Kaum irgendwo auf der Welt findet man eine größere Vielfalt. Außerdem leben in dem rund 10.000 Quadratkilometer großen Areal die Völker der Tagaeri und der Taromenane, die bisher kaum Kontakt zur westlichen Zivilisation haben.

Fondsidee erweist sich als gescheitert

3,6 Milliarden Dollar sollten nach den Plänen der Regierung von Ecuador von ausländischen Staaten in einem Fonds zusammengekommen, um den Park zu schützen. Zusagen gab es über 336 Millionen Dollar. Eingezahlt wurden nicht einmal 15 Millionen Dollar.

Da die Idee letztlich keine Früchte trug, hat sich die Präsident Rafael Correa im vergangenen Jahr davon verabschiedet. In einem kleinen Gebiet des Parks, das weniger als 0,1 Prozent der Fläche ausmacht, sollen Ölbohrungen erlaubt werden. Betroffen sind die Areale von Tiputini und Tambococha, die eine Größe von 17 Hektar haben. Hier liegen mehr als 460 Millionen Barrel Öl. Ein drittes Feld, Ishpingo, unter dem ebenfalls fast 460 Millionen Barrel Öl zu finden sind, ist hingegen zunächst nicht freigegeben worden. Möglicherweise soll dort jedoch in einigen Jahren ebenfalls die Ölproduktion starten, im Gespräch ist das Jahr 2018.

Staatliche Gesellschaft darf Bohrungen vornehmen

Die Lizenz für die Bohrungen geht an die staatliche Gesellschaft Petroamazonas. Die Ölförderung soll Petroamazonas im März 2016 starten. In einem ersten Schritt sollen bis 2018 rund 1,5 Milliarden Dollar vor Ort investiert werden. Es wird erwartet, dass der Gewinn aus den Ölfeldern bei mehr als 18 Milliarden Dollar liegen wird. 10 Prozent davon sollen an die Region gehen.

Weiterer Widerstand wird erwartet

Eine Petition gegen die Lizenzerteilung ist am Monatsanfang gescheitert. Jetzt kann Petroamazonas daher mit dem Bau der Infrastruktur beginnen, die ersten Arbeiten sind für Juli geplant. Umweltministerin Lorena Tapia hat die entsprechenden Umweltgenehmigungen unterzeichnet. Sollten in den Ölgebieten jedoch die lokalen Völker auftauchen, sollen die Arbeiten sofort gestoppt werden.

Wissenschaftler und Naturschützer wehren sich unverändert weiter gegen die geplante Ölförderung. Es gibt Überlegungen, internationale Gerüchte anzurufen, um die Aktionen noch zu stoppen.

Die Förderung in dem abgelegenen Gebiet würde die Ölförderung in Ecuador um rund 40 Prozent erhöhen. Derzeit liegt die tägliche Produktion des Landes bei 550.000 Barrel. Die neuen Quellen sollen pro Tag 225.000 Barrel Öl liefern.